Full text: Fremde Länder und Völker

— *55 
zu Räubereien geneigt, weil sie, wie Kinder, alles ha¬ 
ben wollen, was sie sehen. Zahlreiche Heerden sind ihr 
höchster Wunsch, und um sie zu erlangen, erlauben sie 
sich Räubereien. Zu ihrem Schutz sind sie bewaffnet; 
und wenn sie am Abend um die Zurte gesammelt sind, 
so werden sie bei'm Anbruch der Nacht höchst sorgsam 
bewacht. Sie patroulliren zu Pferde, mit der Pike be¬ 
waffnet, von ihren Hunden begleitet, die durch ihr Ge¬ 
bell, wie sie selbst durch ihr Geschrei, Räuber und Wölfe 
verjagen, und es ist höchst selten, daß es einem Wolf 
gelingt, die wohl bewachte Heerde zu berauben. 
Der Kirgise duldet keine Art von Abhängigkeit und 
Unterwürfigkeit, und obgleich die Horden eine Art von 
Oberhaupt haben, Törrö genannt, so findet mau doch 
nicht, daß sie ihm besondere Ehre erweisen, oder seine 
Befehle annehmen. Erhält der Törrö ein Geschenk, so 
verlangt der Kirgise seinen Theil davon, und reißt es 
ihm wohl aus der Hand, wenn es nicht gleich gegeben 
wird. Er giebt sich jeder Leidenschaft hin, und daher 
sieht man ihn in der einen Stunde wüthend bis zur 
Raserei, und in der andern saust und freundlich. 
Wenn ein Fremder in eine kirgische Jurte kommt, 
so darf er sie als die seinige ansehen, so hoch halten sie 
die Rechte der Gastfreundschaft. Ohne Umstände nimmt 
er den Platz ein, der ihm gefällt, und indem er seinem 
Wirth den Taback reicht, ist er in seinen Augen der 
beste Mensch von der Welt, und darf sich auf seinen 
Schuh und seine Ergebenheit verlassen. Schenkt er der
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.