Object: Größere Schul-Geographie (C)

26 Asien. 
6ein-, Perlmutter-, Schildpatt- und Lackier-Arbeiten; ihr Papier (fest und fein), 
Tinte und eine Menge anderer Dinge, welche Geduld, Sorgfalt und Geschicklichkeit 
erfordern. Die Holzschneidekunst, das Schießpulver sind ihnen lange vor uns 
bekannt gewesen. 
Handel. Zu keiner Zeit hat die Regierung den auswärtigen Handel begünstigt- nur 
durch Gewalt wurden die wichtigsten Häfen den seefahrenden Nationen geöffnet, und sind seit- 
dem die fremden Gesandtschaften in Peking geduldet; ganz außerordentlich ist dagegen der 
innere Handel. Zur Ausfuhr gelangen vornehmlich Thee und Seide, außerdem Baum- 
wolle, Porzellan, Schnitzereien, Kampfer, Rhabarber; Hauptartikel der Einfuhr ist Opium, 
sodann Baumwollen- und andere Waren. 
Bevölkerung. Die Chinesen, zu den mongolenähnlichen Völkern zählend, 
haben straffes, schwarzes Haar, Mangel an Bartwuchs, eiue farbige, meist leder- 
gelbe Haut, schiefgestellte Augen. Ihre Sprache ist, wie die der Tibetaner und 
Malayochinesen, eine einsilbige und besteht ans etwa 500 Grundwörtern, die 
aber durch verschiedene Accentuierung und den Zusammenhang verschiedene Be- 
dentuug erlangen. Die ganze Grammatik besteht nur in Regeln über die Stellung 
der Wörter; alle Beugungen, jede Unterscheidung von Hauptwort und Zeitwort, 
jede Wortbildung überhaupt fehlen. 
Geschichte und höchste Staatsgewalt. Politische Umwälzungen und schreckliche Bürger- 
kriege erfüllen die chinesische Geschichte bis jetzt; fünfzehn Dynastieenwechsel erfuhr China 
innerhalb der Jahre 420 n. Chr. bis 1644, wo die Mandschu-Tataren, die jetzigen 
Herren des Landes, sich in Peking festsetzten. — Nach der Lehre des Confucius <500 v. 
Chr.) leitet der Himmel die großen Bewegungen des Reiches, er ist dessen wahrer und ein- 
ziger Herr. Der Kaiser (die Chinesen nennen ihn vorzüglich Tien-tse, Sohn des Him- 
mels, dann auch Hoi>ng-ti, erhabener Herrscher) ist „Vater und Mutter des Reiches", er 
hat ein Anrecht ans die Achtung, Verehrung, ja Anbetung aller seiner Kinder; seine Macht 
ist unumschränkt, der Staat ist der Kaiser. 
In der Provinz Pe-tschi-li liegt 
Peking, „der Hof des Nordens", die regelmäßige, zugleich befestigte Hauptstadt und 
Residenz, 37 km im Umfange, etwa Mill. @.*) In der Nordstadt liefen das 
Examengebäude mit 10 000 Zimmern, die Universität,, Sternwarte, Bibliothek 
<300 000 Bände), die kaiserliche Druckerei, die Kasernen. — Östlich davon die historische 
Brücke Palik'iao, wo die Franzosen 1860 einen Sieg erfochten. 
Nahe dem Jäng-tse-Kiang liegt 
Nanking, „der Hos des Südens", etwa Mill E., Hauptstadt des Reiches vor Peking, 
jetzt Hauptsitz der chinesischen Gelehrsamkeit. Seiden- und Nanking-Manufaktur. 
In der Provinz Cänton liegt im S. des Reiches 
C-lnton, 1,6 Mill. E., am Tschu-Klang oder Perlfluß, gebildet durch die Vereinigung 
dreier Flüsse, des Ost-, Nord- und Westflusses, von welchen der letztere, „Sikiang" 
. [ßt=ftäitg], bei weitem der größte ist; nach einem Lause von 3700 km ergießt er sich 
durch zahlreiche Mündungen ins Meer, von denen die bekannteste die Bocca-Tigris 
(d. i. Tiger-Rachen, nach der darin liegenden Tiger-Jnsel) ist. Der Fluß ist ebenso 
bevölkert wie die Stadt; eine Unmasse von Barken, „Junken", in den bizarrsten Fisch- 
gestalten und allen Größen bedeckt denselben. Cänton wurde zuerst dem auswärtigen 
Handel geöffnet; mehr als 20 andere Freihäfen sind dazugekommen, von denen die 
bedeutendsten sind: Tien-tsin, Schang-hki, jetzt der Hauptplatz für den chinesisch- 
europäischen Handel, dessen Endstation am J-mg-tse-Kumg Han-kan bildet, Ningpo, 
Mittelpunkt der Seiden-Jndustrie, und Fn-tschau. 
Am Kaiserkanal, aus Inseln zwischen Flüssen und Kanälen, die große Handelsstadt 
Sn-tschen, zu der Schang-hki den Hasen bildet. 
Den Engländern gehört (seit 1842) an der Mündung der Bocca-Tigris die Felseninsel 
Hong-long mit der Hauptstadt Viktoria, 140000 E. Schon seit dem 16. Jahrhundert 
*) Vgl. Brctsch neider: Die Pekinger Ebene :c. Erganzungsbd. X zu P etermannsMitteilungen.
	        
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