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dem lackirte Blechwaaren und Steingut immer allge¬
meiner geworden, hat der Vertrieb jener Maaren, wel¬
chen ohnedem ihre Last erschwert, sehr abgenommen.
Am meisten geht er noch nach Holland und Amerika.
Auch sucht man ihn jetzt durch feinere Arbeit und besse¬
re Formen wieder zu heben. Kirche und Kirchhof in
Zöblitz enthalten viel Serpentinsteinarbeiten, welche ehe¬
dem so beliebt waren, daß August der 1l. sogar ein
Dutzend Stühle davon fertigen ließ, die natürlich etwas
plump aUssielen. Als unser Prinz Johann im Som¬
mer 1823 Zöblitz besuchte, wurden in seiner Gegenwart
einige Becher gedrechselt, und ihm, nebst einem Schach¬
spiele von Serpentinstein, überreicht. Ausser Zöblitz giebt es
nur noch Serpentinsteindrechsler in Salzburg und Tyrol.
Marienberg hat ein Waisenhaus mit Frei- und
Sonntagsschule, eine Anstalt für verunglückte oder arme
Bergleute, eine Zinnschmelzhütte, ein Bergmagazin, ein
mineralisches Bad, und nährt sich meist von Berg¬
bau auf Zinn, Leinweberei', Klöppeln, und Durchfuhr
aus der sogenannten Kaiserstrase von Böhmen nach
Sachsen. Der Silbcrbergbau, der vor 50 Jahren noch
über 4000 Mark jährlich gab, lieferte 1831 nicht 100.
Auf einem nahen Huthhause befindet sich ein bergmän¬
nisches Museum, zur Aufbewahrung bergmännischer
Alterthümer und seltner Erze. Ein hiesiger Prediger, C r i-
ginger, gab 1568 die erste Landkarte von Sach¬
sen heraus. Im 16. Jahrh. war hier eine der blühend¬
sten, selbst von Ausländern besuchten Schulen, weil an
ihr der berühmte Joh. Rivius lehrte (s. Freiberg).
Zu Jöhstadt, nur durch das Schwarzwasser
von Böhmen getrennt, wohnten sonst viel Landrei¬
sende (in der Volkssprache, Rasende), welche mit
Arzneien, wozu sie die Kräuter sammelten oder bauten,
in die fernsten Gegenden, sogar bis nach Schweden und
in die Türkei, zogen und meist im Winter, oft auch
nach Jahren erst heimkehrten. Doch ist dieser Erwerb¬
zweig fast ganz eingegangen, seitdem man jene Händ¬
ler als Quacksalber nirgends mehr drudet, und man hält
sich nun dafür mehr an Klöppeln und Bandweben. —
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