Der Verfall der Kirche und des Papsttums; die Reformbestrebungen. 155
Fürsten der Walachei zu Hilfe eilte, bei Nikopolis vollständig
(1396). Diese beiden Schlachter haben für Jahrhunderte das
Schicksal der Süddonauländer besiegelt. Selbst die Niederlage der
Türken bei Angora (1402) durch den entsetzlichen Timür, der die
Herrschaft der Mongolen über Asien erneuerte, konnte die Fort-
schritte der Osmanen auf die Dauer nicht hintanhalten, weil wenige
Jahre darauf nach dem Tode Timurs das Mongolenreich wieder
zerfiel und die Türken militärisch (sie hatten die ausgezeichnete
Reiterei der Sipähi und das fanatische Fußvolk der Janitscharen)
Yıe christlichen Staaten Europas übertrafen. a
” Anderseits bemächtigten sich damals die Venetianer Dalmatiens
ınd behaupteten endlich das vielumstrittene Land.
3. Die Verleihung Brandenburgs an die Hohenzollern
(1415). Die schwäbischen Hohenzollern hatten unter Heinrich VI.
lie Burggrafenwürde von Nürnberg erhalten. Durch Kauf und Erb-
achaft erweiterten sie ihre fränkischen Besitzungen und bildeten
daraus die beiden Fürstentümer Ansbach und Bayreuth. Zum Danke
für verschiedene Dienste verlieh Siegmund dem_Friedrich VI. von
Nürnberg die Mark Brandenburg mit der Kurwürde. Dieser trat
den Ausschreitungen der trotzigen Ritter kräftig entgegen; hiebei
leisteten ihm die „Donnerbüchsen‘“ die besten Dienste, weil durch
ae auch die stärksten Burgen gebrochen werden konnten.
1396.
1402
1415
V. Der Verfall der Kirche und des Papsttums;
die Reformbestrebungen und die Hussitenkriege.
l. Der Verfall des Papsttums und das große Schisma.
Klemens V., der zweite Nachfolger Bonifaz’ VIIL., verlegte seinen
Sitz nach Südfrankreich ; 70 Jahre lang (1309—18377) residierten
nun die Päpste in Avignon („babylonisches Exil“). Sie gerieten
hier in Abhängigkeit von den französischen Königen (S. 120
u, 149) ; anderseits suchten einzelne von ihnen, um ein glänzendes
Hofleben führen zu können, durch verschiedene Mittel ihre Ein-
künfte zu erhöhen. Solche Mittel waren: a) die Annaten, d.h. die
Bezahlung mindestens des halben Jahreseinkommens der Kirchen-
fürsten bei ihrer Einsetzung; 6) die_Reserrationen, wonach die
kirchlichen Ämter, deren Inhaber zufällig +4 päpstlichen Hofe
starben, vom Papste besetzt werden sollten ie Exspektanzen,
denenzufolge die Päpste einzelnen Personen im voraus einträgliche
Ämter zusicherten; d) die Unionen und Inkorporationen, d. h. die
1309-1377