Die Thierwelt.
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Gegen den Herbst ziehen die Gänse im Winkelzug von dannen, nicht ohne
uns aus ihrer Höhe laut den Abschied zuzurufen. Unter den eigentlichen
Enten ist die Brandente und die Kriechente hier gemein. Die Lach-
möve, häufig auf dem Mövenberg der Schlei, und die Seeschwalbe sind
gewöhnlich unter den mehreren hier vorkommenden Mövenarten.
In der Kürze mögen nun noch diejenigen Säugethiere genannt wer-
den, welche bei uns im Zustande der Wildheit leben. Von den Delphinenarten
leben in der Ost- und Nordsee: der gemeine Delphin und das Meerschwein,
und aus der Ordnung der Robben der gemeine Seehund, vornehmlich bei
Aerroe und den friesischen Halligen.
Unsere Wälder hegen Rehe in großer Zahl und manchen schönen Edel¬
hirsch. Der Damm Hirsch ist selten. Der Hase ist überall und in großer
Anzahl, wenngleich im Jahre viele Tausend Hasenbraten verzehrt werden;
seltener ist das Kaninchen, jedoch in den Sanddünen der Nordsee noch
Ziemlich zahlreich. Das Eichhörnchen ist nicht sehr häufig. — Unsere Raub-
thiere sind aus dem Mardergeschlecht: die gemeine Fischotter, in Teichen
und Flüssen, in der Treene und Obereider, in der Krück- und Pinnaue: der
Baum- und Steinmarder, das Wiesel und der Iltis sind unfern
Landleuten als böse Hühner- und Eierdiebe wohl bekannt. Der Fuchs, noch
ziemlich häufig, aber nicht in den Marschen, überlistet nur noch zu oft eine
dumme Gans oder gar den stolzen Hauspropheten, muß aber seine Kühnheit
in den meisten Fällen theuer bezahlen; denn ist seine Nähe erst verrathen,
so ruht der Jäger nicht. Hie und da findet sich auch der Dachs.
B. Blicke in die Vergangenheit Schleswig-Holsteins.
1. Die Angelsachsen.
Das Meer war die Heimath unserer heidnischen Vorfahren. Mehrere
Jahrhunderte hindurch plünderten sie unter ihren Seekönigen alle Küsten der
westlich gelegenen Länder. Auf den Ruf des Königs von Britannien zogen
Hengist und Horsa, zwei tapfere Sachsen, von der Halbinsel Angeln aus
über das Meer nach der großen Insel. Viele Jahre lang trug das Meer
Schaaren auf Schaaren von Sachsen nach den ihnen wohlbekannten Gestaden.
Es kam zum Kampfe zwischen den Britten, welche die Sachsen herbei gerufen
hatten und zwischen diesen selbst. Endlich mußten sich die Britten in die
unwegsamen Gebirge zurückziehen oder wunderten nach Frankreich aus. Die
Angelsachsen nahmen nun das ganze Land in Besitz und gründeten im süd¬
lichen Theile der Insel sieben Königreiche.
2. Die Einführung des Christenthums.
Sieben Jahrhunderte später, nachdem der Herr gesprochen: „Gehet hin
in alle Welt und lehret alle Heiden", erschien das Evangelium an den Pfor¬
ten unseres Vaterlandes, und fast fünf Jahrhunderte von da an mußte es
kämpfen, bis es für immer in die Häuser und in die Herzen unserer Vor¬
eltern eintrat.
Schleswig-Holstein u. Lauenburg. 9