Die Einführung des Chriflenthums.
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wieder Eingang in seinen Staaten zu gestatten. Noch siegreicher war Hein-
rich's Sohn, Otto der Große, der Bisthümer in Schleswig und Ripen
(um 948) und in dem von den Wenden nach und nach eroberten östlichen
Holstein zu Oldenburg (gegen 940) gründete. Endlich führte Knut, unter
dem Namen der Große bekannt, unter seiner weisen und thätigen Regie¬
rung von 1014 bis 1035 durch eben so viel Gewalt, wie Milde das Christen¬
thum, dem er eifrig ergeben war, dauernd ein, und es hat seitdem in unserm
Vaterlande vom Norden aus eine Erschütterung nicht wieder erlitten.
Doch noch war diese Gefahr nicht beseitigt, als schon eine andere und
schlimmere drohte. So viele Fortschritte die christliche Kirche im westlichen
Holstein gemacht hatte, wo namentlich in den Elbmarschen bereits eine Menge
von Kirchen angelegt war, so sehr hatte es im östlichen Holstein gelitten.
Denn dort drang schon seit 300 Jahren die slavische Nation vor, bei uns
gewöhnlich die Wenden genannt, die, aus Rußland kommend, bereits die
ganze deutsche Ostseeküste besetzt hatten. Die Wenden schienen anfangs dem
christlichen Glauben nicht abgeneigt, Oldenburg und andere Bisthümer
konnten gegründet werden; aber bald entstanden heftige Streitigkeiten zwischen
ihnen und den sächsischen Herzögen. Diesen hatten die deutschen Kaiser ihr
Grenzland Sachsen, das sie bei ihren vielen Zügen nach Italien nicht persön¬
lich zu schützen vermochten, übertragen, und sie residirten gewöhnlich in Ham¬
burg oder Lüneburg. Die Wenden nun drangen allmälich über die Schwen-
ttne und Trave hinaus bis zur Eider, Schwale und den Quellen der Bramau:
die christlichen Kirchen wurden zerstört und selbst Hamburg 1013 von ihnen
eingeäschert. Die Sachsenherzöge, durch Kriege im Innern beschäftigt, waren
zum Widerstand unfähig; nirgends schien Rettung, hätte nicht der Herr selber
geholfen. Damals sah Lothar, Herzog von Sachsen und später deutscher
Kaiser, die Nothwendigkeit ein, daß Holstein beständig der kräftigen Gegen»
wart eines eigenen Fürsten im Lande selbst bedürfe, und übertrug deshalb
bald nach 1110 die Grafschaften Holstein und Stormarn dem Grafen Adolf I.
von Schauenburg. Damit begann denn auch die Herstellung der Kirche.
Der Erzbischof von Bremen sandte einen seiner thätigsten Geistlichen, den
Vicelin, nach Holstein, und dieser Held, mit dem Harnisch Gottes angethan,
bat unserm Glauben den Sieg erstritten. Er hat sein doppeltes Ziel, Her¬
stellung der Kirche in Holstein und Ausbreitung der Lehre unter den Wenden
in Wagrien, mit gleicher Umsicht wie Entsagung erstrebt. So entstanden die
Stifte Neumünster und Segeberg.
Endlich befreite Herzog Heinrich der Löwe durch Unterdrückung der
Wenden in ihrem Hauptlande Mecklenburg und Pommern auch unsere Kirche
von der ihr fortwährend drohenden Gefahr. Vicelin aber erlebte das Ende
seines Werkes nicht mehr, er starb 1154 in seinem stillen Zufluchtsorte Bo sau.
Sein Nachfolger, Bischof Gerold, war es, der im unerschrockenen Eifer den
heidnischen Hain im Lande Oldenburg selber niederhieb, der statt von der
Kanzel eines bischöflichen Doms dort noch von einem Schneehügel herab das
Wort des Herrn verkündigen mußte. Er bewirkte endlich die Gründung einer-
dortigen Kirche und zugleich 1163 die Verlegung des Bisthums nach Lübeck,
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