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B, Blicke in die Vergangenheit Westfalens.
1. Mc Hermannsschlacht.
(9 nach Christo.)
1. Zu der Zeit, als unser Herr und Heiland geboren wurde,
herrschte in dem weiten römischen Weltreiche der mächtige Kaiser
Augustus. Er streckte sein Scepter über säst alle damals bekannten
Theile der Erde, aber das war den Römern immer noch nicht genug;
sie wollten auch das Land auf unserer Seite des Rheinstromes unter
ihre Botmäßigkeit bringen. Hier wohnten unsere alten deutschen
Vorfahren, wie ihr in dem 2. Theile des Lesebuchs (S. 149) lesen
könnt. Mit List und Gewalt suchten die Römer ihre Herrschaft in
unfern heimathlichen Gegenden zwischen Rhein und Weser aufzu¬
richten. Schon hatten sie eine feste Burg, Aliso genannt, nicht weit
vom Einfluß der Alme in die Lippe erbaut und sie mit römischen
Soldaten belegt. Hier und da im Lande that sich ein römischer
Markt auf, und die umwohnenden Deutschen kauften dort römische
Hausgcräthc, Kleider und Waffen, und die Fremden wurden ihnen
nach und nach fast unentbehrlich. Die kriegslustige Jugend der edlen
deutschen Geschlechter diente gern im Römerheere, erhielt Ehrenzeichen
und Beute und pries bei ihrer Rückkehr in die heimathlichen Wälder
der Römer Freundlichkeit und gutes Leben. So geschah es, daß diese
meinten, ihre Herrschaft über die gutmüthigen, nichts Arges ahnen¬
den Deutschen sei so sicher, daß sie nun anfangen könnten, die frei¬
heitsliebenden kräftigen Männer wie Unterjochte zu behandeln. So
that besonders der Statthalter Varus. Er trieb Steuern ein und
hielt Gericht nach römischer Weise. Aber mit Ingrimm sahen die
Deutschen, wie sie nach fremden Gesetzen von fremden Richtern in
fremder Sprache verurtheilt wurden, wie sie sich mußten von pfiffi¬
gen fremden Anwälten vertheidigen lasten, die aus Recht Unrecht,
aus Böse Gut machten. Sie sahen sich mit Ruthenstreichen gezüch¬
tigt, und solche entehrende Strafe hatten doch ihre Heerführer nicht
einmal im Kriege verhängen dürfen; sie sahen die Ihrigen von einem
Fremden zum Tode verurtheilt, und doch hatte sonst nur die Ver¬
sammlung ihrer freien Männer das Todesurtheil sprechen dürfen,
welches alsdann der Priester als eine Strafe der Götter vollzog.
Es war aber gut, daß sich mit der Römer Freundlichkeit und Frei¬
gebigkeit solcher Uebermuth verband, unsere Vorväter wären sonst
schier halbe Römer geworden, und deutsche Sprache und Art wäre
verschwunden. So kam es aber ganz anders. Unter dem deutschen
Volke der Cherusker war ein feuriger Jüngling, ein Fürstensohn, mit
Namen Armin oder Hermann, der hatte römische Kriegskunst erlernt
und war von den Römern hochgeehrt worden. Er hatte aber sein
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