Wie die Sachsen zum Christenthume bekehrt wurden.
21
777 in ihrem Lande zu Paderborn einen Reichstag, auf welchem
viele Sachsen zur Huldigung und zur Taufe erschienen. Kaum war
er aber gegen andere Feinde in die Ferne gezogen, da kam Wieking
wieder in das Land und rief das Volk zum Kampfe für seine alten
Götter. Da fielen Alle vom Christenthume ab; die Sachsen drangen
bis Coblenz am Rheine vor, verwüsteten die Felder, verbrannten die
Kirchen und erschlugen die Priester. Da kam ein großer Schrecken
über die Franken, und der Kaiser zog mit einem mächtigen Heere
herbei und baute neue Festungen, um das wilde Volk im Zaume zu
halten. Als aber die Sachsen am Süntelberge ein Frankenheer ver-
rätherisch überfielen und den Franken eine neue Hermannsschlacht be¬
reiteten, da wurde Karl zornig und drohte das Volk auszurotten, das
immer nur auf Abfall sinne. In seinem grausamen Zorne ließ er
4500 gefangene Sachsen bei Verden an der Aller enthaupten. Das
erbitterte die Sachsen auf's Aeußerste, und unter Wieking und Abbio
machten sie eine letzte verzweifelte Anstrengung gegen Karl, ,,den
Menschenschlächter," wie sie ihn nannten. Aber ihr Gott Wodan,
so sehr sie ihn anflehten, konnte ihnen nicht helfen. Sie schlugen
wohl die blutige Schlacht zu Thietmelle (Detmold), ihre Macht wurde
aber an der Hase im Osnabrückschen völlig gebrochen. Sie baten
um Frieden.
3. Kaiser Karl erkannte nun auch, daß nimmer das Christen¬
thum festen Fuß im Sachsenlande fasten könnte, bevor er nicht Wie-
king's eisernes Herz bezwungen habe. Er beschloß ihn durch Milde
zu gewinnen. Also sandte er Boten aus und ließ ihm sagen, er solle
nicht länger wider den Stachel lecken, sondern das Evangelium an¬
nehmen, er möge nicht selbst sein Volk in's Verderben führen, der
Kaiser wolle ihn halten und ehren, wie es einem tapfern Manne gezieme.
Und Wieking bedachte, wie viele der Seinen schon gefallen wären,
wie die Götzenbilder gestürzt seien und die Welt ringsum eine andere
geworden war. Als daher der Kaiser einen andern Boten sandte
und ihm gelobte, daß er nimmer an Rache denke, und daß Wieking
seinem kaiserlichen Worte vertrauen möge, da glaubte er ihm und
verließ das Sachsenland und mit,ihm Abbio. Der Kaiser beschied
sie nach der Stadt Attigny (Attinjy) in Frankreich. Da trat der
Sachsenhcld vor den mächtigen Frankenkaiser, und beide tapfere
Männer sahen sich von Angesicht zu Angesicht und verziehen einander
Alles, was sie sich Böses gethan hatten, und Wieking und Abbio
empfingen die Taufe in der Kirche zu Attigny im Jahre 785. Also
hatten die Sachsen ihre besten Führer verloren, und ihre Kraft war
seitdem gebrochen. Auch erkannte Karl, daß Härte und Zwang
ihn nicht zum Ziele führten. Er hörte auf die Stimme der
Kirche und gab den Sachsen mildere Gesetze. So kam es 803 zu
dem Frieden zu Selz. Er endete den 31jährigen Krieg zwischen
Karl dem Großen und den Sachsen, für diese ehrenvoll; denn sie
behielten ihre alten Gesetze und erhielten Gleichheit mit den Franken.