Full text: Geographie und Geschichte sämmtlicher Provinzen des Preußischen Staats ([Erg.])

Wie die Sachsen zum Christenthume bekehrt wurden. 
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777 in ihrem Lande zu Paderborn einen Reichstag, auf welchem 
viele Sachsen zur Huldigung und zur Taufe erschienen. Kaum war 
er aber gegen andere Feinde in die Ferne gezogen, da kam Wieking 
wieder in das Land und rief das Volk zum Kampfe für seine alten 
Götter. Da fielen Alle vom Christenthume ab; die Sachsen drangen 
bis Coblenz am Rheine vor, verwüsteten die Felder, verbrannten die 
Kirchen und erschlugen die Priester. Da kam ein großer Schrecken 
über die Franken, und der Kaiser zog mit einem mächtigen Heere 
herbei und baute neue Festungen, um das wilde Volk im Zaume zu 
halten. Als aber die Sachsen am Süntelberge ein Frankenheer ver- 
rätherisch überfielen und den Franken eine neue Hermannsschlacht be¬ 
reiteten, da wurde Karl zornig und drohte das Volk auszurotten, das 
immer nur auf Abfall sinne. In seinem grausamen Zorne ließ er 
4500 gefangene Sachsen bei Verden an der Aller enthaupten. Das 
erbitterte die Sachsen auf's Aeußerste, und unter Wieking und Abbio 
machten sie eine letzte verzweifelte Anstrengung gegen Karl, ,,den 
Menschenschlächter," wie sie ihn nannten. Aber ihr Gott Wodan, 
so sehr sie ihn anflehten, konnte ihnen nicht helfen. Sie schlugen 
wohl die blutige Schlacht zu Thietmelle (Detmold), ihre Macht wurde 
aber an der Hase im Osnabrückschen völlig gebrochen. Sie baten 
um Frieden. 
3. Kaiser Karl erkannte nun auch, daß nimmer das Christen¬ 
thum festen Fuß im Sachsenlande fasten könnte, bevor er nicht Wie- 
king's eisernes Herz bezwungen habe. Er beschloß ihn durch Milde 
zu gewinnen. Also sandte er Boten aus und ließ ihm sagen, er solle 
nicht länger wider den Stachel lecken, sondern das Evangelium an¬ 
nehmen, er möge nicht selbst sein Volk in's Verderben führen, der 
Kaiser wolle ihn halten und ehren, wie es einem tapfern Manne gezieme. 
Und Wieking bedachte, wie viele der Seinen schon gefallen wären, 
wie die Götzenbilder gestürzt seien und die Welt ringsum eine andere 
geworden war. Als daher der Kaiser einen andern Boten sandte 
und ihm gelobte, daß er nimmer an Rache denke, und daß Wieking 
seinem kaiserlichen Worte vertrauen möge, da glaubte er ihm und 
verließ das Sachsenland und mit,ihm Abbio. Der Kaiser beschied 
sie nach der Stadt Attigny (Attinjy) in Frankreich. Da trat der 
Sachsenhcld vor den mächtigen Frankenkaiser, und beide tapfere 
Männer sahen sich von Angesicht zu Angesicht und verziehen einander 
Alles, was sie sich Böses gethan hatten, und Wieking und Abbio 
empfingen die Taufe in der Kirche zu Attigny im Jahre 785. Also 
hatten die Sachsen ihre besten Führer verloren, und ihre Kraft war 
seitdem gebrochen. Auch erkannte Karl, daß Härte und Zwang 
ihn nicht zum Ziele führten. Er hörte auf die Stimme der 
Kirche und gab den Sachsen mildere Gesetze. So kam es 803 zu 
dem Frieden zu Selz. Er endete den 31jährigen Krieg zwischen 
Karl dem Großen und den Sachsen, für diese ehrenvoll; denn sie 
behielten ihre alten Gesetze und erhielten Gleichheit mit den Franken.
	        
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