Full text: Allgemeine Erdbeschreibung oder Lehrbuch der mathematischen und physikalischen und Einleitung zur politischen Geographie

120 Zweiter Abschnitt: Physikalische Geographie. . 
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len, deren jede ihre eigenthümliche Ursache hat. Die allge¬ 
meinen Strömungen betreffend, bemerkt man auf dem 
hohen Meere, besonders zwischen den Wendekreisen und bis zum 
30. Breitengrade hin, eine fortwährende Bewegung des Was¬ 
sers in der Richtung von Osten nach Westen, welche man mehr 
an dem schnelleren Segeln der Schiffe, als an irgend einem an¬ 
deren Merkmale erkennt. Es ist dicß die sogenannte Äqui- 
noctialströmung oder Äguatorialströmung, welche am 
stärksten und regelmäßigsten auf dem atlantischen Meere und dem 
stillen Océan Statt findet. Man erklärt diese Erscheinung aus 
dem Umschwünge der Erde um ihre Achse, indem das Waffer, 
wegen seiner geringeren Schwere und Cohäsion, bei diesem von 
Westen nach Osten gehenden Umschwünge etwas zurückbleibt, 
und daher von Osten nach Westen zu laufen scheint. Wahr¬ 
scheinlich hat auch der Mond an dieser Erscheinung einen nicht 
unbeträchtlichen Antheil, indem, als Folge der Ebbe und'Fluth, 
die ganze Maffe des Waffers, wegen der in der Richtung von 
Osten nach Westen auf einander folgenden Fluchen, immer west¬ 
lich strömen, und leichter dahin abfließen muß, wo dasselbe durch 
die Einwirkung des Mondes an seiner Schwere verliert; auch 
mögen wohl die in der heißen Zone beständig herrschenden Ost¬ 
winde an dieser Bewegung vielleicht, einigen Antheil haben. Die 
Äguinoctialströmung beginnt an der Küste von Senegambien, 
zwischen Afrika und Amerika, und erstreckt sich bis Westindien. 
Hier, durch das Festland von Amerika aufgehalten und zurück¬ 
geworfen, bildet sie nördlich und .südlich zwei rückwärts gehende 
Strömungen, von denen die nördliche, welche der Golfstrom 
genannt wird (weil sie aus dem Golf oder Meerbusen von Mexiko 
kömmt), die bekannteste und merkwürdigste ist. Ihre Richtung 
längs der Nordküste von Mittelamerika, der Ostküste von Mexiko 
und der Südküste von Nordamerika, geht anfangs nach Nordwe¬ 
sten, dann nach Norden, hierauf nach Nordosten und Osten, dann 
südlich um die Spitze von Florida. Hierauf wendet sie sich längs 
der Ostküste der vereinigten Staaten von Nordamerika nach Neu- 
foundland hin, und von da wieder ostwärts nach Europa, und 
nähert sich unter dem 33. Breitengrade bei Afrika der westlichen 
Strömung, bis sie sich zuletzt wieder mit der Äguinoctialströ¬ 
mung vereinigt, um ihre Fluthen von Neuem den vorigen Kreis¬ 
lauf beginnen zu lassen, dessen Länge auf 8,800 Meilen ge¬ 
schätzt wird. Die Geschwindigkeit des Golfstromes ist an ver-
	        
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