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Italien.
Dreyzehn Eine noch weit mehr merkwürdige Erscheinung
Gemeinden, sind die an den tirolischen Grenzen wohnenden Drei¬
zehn teutschen Gemeinden. Siebewohnen eine
vollkommen romantische, aus Gebirgen, Felsmafsen,
Waldungen, Wiesen und Feldern Zusammengesetzte
Gegend, leben ein ächteS patriarchalisches keben, fmt>
ein treues gutes, aber auch sehr; bigottes Volk, und
stehen unter einem Rath, welcher aus einem Haupte,
dreyzehn Rathen und einem Schreiber besieht, und
dem großen Rath von neun lind dreyßig Personen
untergeordnet isi. Daß sowohl diese Dreyzehn, als
die im Vizentinischen wohnenden sieben, und an an¬
dern Orten des venetianischen Gebiets zerstreut liegen¬
den Gemeinden teutschen Ursprungs sind, ist kein
Zweifel,*) aber ob sie Nachkommen der Kimbern
sind, welche Marius in der Ebene von Verona ge¬
schlagen hat, oder ob sie von den Alemannen abstam¬
men, darüber sind die Meynungen bis jetzt noch nicht
mit einander vereinigt.
5) Gebiet Ein eben so schönes iand ist das Gebiet von
von Vice»,za.Diceuza. Der Hauptort darinnen ist die in einem
fruchtbaren Thale liegende Stadt Dicenza, ein Ort,
der dem berühmten Architekt Palladio, dessen Ge-
burtö-
*) Zum Beweise für die Teutschheit ihrer Sprache thel-
len wir hier da6 Gebet des Herrn mit, welches Hr.
O. K. R Vüsching durch den Obristen von Lorgna
aus Verona erhalten hat:
Unsar Vatar, dear wume Himmele. Say dor-
kannet enr halgar Naamen. Kemme eur Raich.
Shai was jart weit, wia in Himmel, a sho
at Erda. Ghcbt us Heike nnsar Proat usen alle
Taghe. Un vorghebt us unsare Schulte, wia
wiar vorgheben, den da shaint us schullek.
Und laset us net fallen in pose Diuk. Un hon¬
tet us wuu Sunten un wume Triwele, a sa
sais.