A. Mittel-Europa. I. Das Kaiserthum Oesterreich. S
um welchen sich die übrigen Thelle gesammelt haben. Seit dem I.
33. nach Ehr. ein Lheil der Römischen Provinz Pannonia, wurden
diese Lander bei der Völkerwanderung den Römern wieder entrissen,
und es tummelten sich nun hier bis ins 8te Jahrhundert Germanen
und Slawen herum, bis Karl der Große 791 die hier vorgedrungenen
Awaren bis an die Raab zurückschlug, und Markgrafen einsetzte. Der
Sitz des Markgrafen hieß die östliche Mark (Grenze), woraus in
der Folge der Name Oesterreich entstanden ist. Aus dieser östlichen
Mark bildete sich nach und nach jene große Monarchie, welche jetzt
mit Recht die wahrhafte Europäische Mittelmacht genannt wird, der
große Centralpunkt zwischen Ost, West, Süd und Nord. Als Mark¬
grafen behaupteten sich, zuletzt mit dem herzoglichen Titel, das Ge¬
schlecht der Babenberger. Mit Friedrich II., dem Streitbaren, starb
1246 dies Geschlecht aus, und es entstand bis 1282 ein Interregnum,
wahrend dessen der König von Böhmen Ottokar die Ocsterreichischen
Lande gern für seinen Sohn Wenzel erwerben wollte; doch mußte ec
1276 Rudolph von Habsburg weichen, der nach der gewonnenen
Schlacht auf dem Marchfecde die Lander in Besitz nahm. Die Deut¬
sche Kaiserkrone blieb seit dem fünfzehnten Jahrhundert ununterbro¬
chen bei dem Habsburgisch-Oesterreichischen Hause. Mit Karl VI.
erlosch 1740 der Habsburgische Mannsstamm. Seine Tochter Ma¬
ria Theresia, welche durch ihre Vermahlung mit dem Herzog Franz
von Lotharingen die Stammutter des Oesterreichisch-Lotharingischen
Hauses wurde, hatte harte Kampfe mit Preußen und Baiern zu beste¬
hen ; ein Theil Polens, 1772, und die von der Pforte erworbene Buk-
kowina ersetzten ihr nur einigermaßen den Verlust Schlesiens. Jo¬
seph II. starb 1790 zu früh für seine Plane. Franz II. verlor in
Kämpfen gegen Napoleon fast die Halste seiner Lander, erhielt sie
aber im ersten Pariser Frieden 1814 sammtlich zurück. Kein anderer
Europäischer Staat hat sich durch Heirathen und Erbschaften so ver¬
größert, als die Oesterreichische Monarchie; und keiner hat, ohnerachtet
vieler und oft unglücklich geführter Kriege, so wenig von seiner Macht
eingebüßt. Seine Provinzen liegen zusammen, und zum Besitze deS
Adriatischen Meeres gelangt, behauptet er mit Recht den entschiede¬
nen Vorrang unter den Staaten Europas. — Jetzt liegt die Monar¬
chie zwischen 42 Gr. 21 Min. und 51 Gr. der Br. und zwischen
26 Gr. und 44 Gr. 15 Min. der L., grenzt gegen Osten an Ru߬
land und die Türkei, gegen Süden an die Türkei, das Adriatische
Meeec und den Po, der sie vom Kirchenstaate trennt; gegen Westen
an Sardinien, die Schwei; und Baiern; gegen Norden an Sachsen,
Preußen, Krakau und Rußland, und umfaßt an 12,153 Q. M. mit
mehr denn 30 Mill. Einwohnern.
2. B e st a n d t h e i l e.
Das Kaiscrthum besteht aus einem Aggregate von Königreichen,
Hcrzogthümern, Fürstenthümcrn und Grafschaften, die wieder 1) auZ
Deutschen, 2) Gallizischen, 3) Ungarischen und 4) Italienischen