Full text: Lehrbuch der Geographie

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II. Physische Geographie. 27 
neuesten Zeiten des gegenwärtigen, sowohl nach dem Nord- als Süd¬ 
pol hin, auf sehr mannichfaltigen Seefahrten, die umfassendsten Ent¬ 
deckungen gemackt hat, in welchen sich besonders die Engländer, Fran¬ 
zosen und Russen ausgezeichnete Verdienste erworben haben. Die Ueber- 
zeugung der Richtigkeit unserer Erkenntnis beruht nur auf der Beant¬ 
wortung der Frage: Giebt es irgendwo noch ein Continent, das wir 
nicht kennen? — Es wäre gewiß von der größten Wichtigkeit für die 
Wissenschaft, wenn es je einem Sterblichen gelingen sollte, uns sichere 
Kunde von den beiden Drehpunkten der Erde zu bringen. Was den 
Nordpol betrifft, so hat man sich ihm schon bis zum öOsten Grade genä¬ 
hert; Hudson kam bis 80^ Gr. Seile kam 1824 bis zu 80° 8', und 
fand eisfreies Meer. Dem Südpole näherte sich Cook bis zum 70sten 
Grade der Breite, und unter dem 62° 31' der südlichen Breite sollen 
Wallsischjager wirklich noch ein Festland entdeckt haben, das aber auf 
keinen Fall von großer Ausdehnung seyn kann. Haben wir nun Gründe, 
an der Existenz noch unbekannter großer Continente zu zweifeln, so 
bliebe uns also noch wenig zu entdecken übrig. Täglich aber lernt man 
die continentale Welt durch die ungeheueren Fortschritte der Schifffahrt, 
wie durch die Forschungen der Reisenden, näher kennen; nur das In¬ 
nere unseres Planeten soll uns noch verschlossen bleiben; hier sollen 
wir die Ohnmacht unseres Geistes erkennen. Die Masse der Sonne 
haben wir bestimmt, die Gesetze der Schwere auf der Oberfläche Ju¬ 
piters kennen wir, und messen die Berge im Monde; ja selbst der Her¬ 
umschweisende Comet folgt unfern Berechnungen: aber immer noch ent¬ 
geht das Innere der Erde unseren Untersuchungen. 
§. 2. 
Das feste Land; die Berge. 
'Alles Land, welches aus den drei Haupterdarten: der Kieselerde, 
der Thonerde und der Kalkerde, und zwar in unzähligen Mischungs¬ 
verhältnissen zusammen gesetzt ist, bildet entweder große zusammen¬ 
hängende Massen, oder kleinere, einzeln liegende, oft sehr 
zerstreuete Stücke. Jene nennt man Festland (Continent), diese 
Inseln. Die größeren Massen heißen auch Erd- oder Welttheile. 
Die Oberfläche des Landes zeigt uns überall nur Abwechselungen von 
Höhen und Tiefen, das Bild eines Oceans, dessen Wellen durch den 
Orcan bis über die Wolken empor gehoben werden, und plötzlich erstar¬ 
ren. Alle Figuren und Formen, die aufgethürmte Wellen annehmen, fin¬ 
den sich im Relief des Festlandes ausgedrückt und verewigt. Dieß ist es 
aber gerade, was die Oberfläche der Erde so unendlich mannichfaltig macht, 
und dieser Wechsel von Höhe und Tiefe, und die große Vertheilung der 
Bestandtheile der Erde selbst geben dem Planeten sein eigentliches Leben. 
Man unterscheidet auf der Erde Hochländer und Tiefländer. Er- 
stere sind G esammterh e b ungen über den Meeresspiegel bis M 
4000 F.; so in Asien Tibet, in Afrika Abissinien, in Amerika 
Quito und Mexiko, in Europa das Plateau von Castilien, 
das Hochland Barer ns und das Hochland von Auvergne. Alle 
Länder, die sich nur bis zu 500 F. über die Fläche des Meeres erbe- 
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