Full text: Lehrbuch der Geographie

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II. Physische Geographie. 
fund. Die Ursache davon liegt wahrscheinlich darin, baß das Meer 
gleichsam der Reinigungscanal der großen Werkstatte der Natur ist, 
auch faulen ja in demselben eine Menge Thiere und Pflanzen. Durch 
viele Mühe kann es aber doch gereinigt und trinkbar gemacht werden. 
Außer diesen allgemeinen Eigenschaften des Meeres gehören noch 
folgende wichtige Erscheinungen desselben hierher: 
1) Das Leuchten des Meeres zur Nachtzeit. Eins der schön¬ 
sten Schauspiele der ganzen Natur! — Myriaden Sterne funkeln dann 
auf seiner Oberfläche; und die Furche, welche ein Schiff zieht, verwan¬ 
delt sich in einen Feuerstrom. Dieses Phänomen rührt theils von der 
Elektricitat her, welche das Schiff bei der Reibung erzeugt; theils von 
der Entwickelung des Phosphors bei der thierischen Faulniß; theils von 
unzähligen kleinen Thierchen, den Johanniswürmchen ähnlichen Insekten. 
2) Die beständige Bewegung des Meeres auf seiner Ober¬ 
fläche durch die Wellen. Auch ohne Sturm und Wind ist das Meee 
in beständiger Thatigkeit durch den Umschwung der Erde, und die an¬ 
ziehende Kraft des Mondes und der Sonne, woraus Wellenbewe¬ 
gungen, Strömungen, Ebbe und Fluth entstehen. Mit der 
Starke des Windes nimmt begreiflich die Wellenbewegung zu; doch 
steigt die Höhe der Wellen selten über 15 Fuß. Gefährlich ist beim 
Aufhören des Sturmes die hohle See. Das schaumende Brechen 
der Wellen, und die gefährlichen Stellen, wo es Statt findet, nennt man 
eine Brandung. 
3) Str öm ungen oder Strombew egungen des Meeres, wenn 
es mit seiner ganzen Masse, auch ohne Rücksicht auf den Wind, nach 
einer gewissen Gegend hintreibt. Eine solche allgemeine Strömung fin¬ 
det beständig von Osten nach Westen Statt, und die Schiffer wissen es 
längst aus der Erfahrung: daß sie von Europa nach Amerika, von den 
Molucken nach dem Eap, aus Egypten nach Italien schneller segeln, 
als denselben Weg zurück. Der Grund hiervon liegt in dem Umschwünge 
der Erde um ihre Axe, dessen Schnelligkeit das Wasser nicht folgen 
kann, und daher eine Gegenbewegung nach Westen macht. Bei der 
Brechung des Meeres an den Küsten wird zugleich mit der allgemeinen 
Strömung noch eine nördliche und südliche veranlaßt; daher die Erschei¬ 
nung des Golfstromes im Atlantischen Meere, von Süden nach 
Norden, auf der Ostseite des Amerikanischen Freistaates, in einer Lange 
von mehr als 300 Ml. und einer Breite von 45 — 50 Ml. Auch 
nimmt das Meer in der Tiefe oft einen, der oberen Strömung gerade 
entgegengesetzten Lauf, wie im Oresunde zwischen Dänemark und 
Schweden. 
4) Strudel oder Wirbel. Sie entstehen, wenn zwei Strö¬ 
mungen sich begegnen, und so eine kreisende, trichterförmige Bewegung 
des Wassers veranlassen, die alles, was ihr zu nahe kömmt, ergreift, 
in immer engern Kreisen mit sich herumreißt, und zuletzt verschlingt, oft 
auch wieder auswirft, z. B. der Maalstrom, an der Norwegischen 
Küste, der Chalcidische Strudel bei Negroponte. 
5) Sandbänke, oder große Bergflächen im Meere, der gewöhn¬ 
liche Sammelplatz der Fische. Verbindet sich die Sandbank mit dem
	        
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