3
Ländern, die Mitte. Es ist waldreicher alS die drei Süd¬
länder Europas, wo oft nackte Höhen und baumlose Land¬
schaften den Wanderer abmatten. Fehlen uns auch Pome¬
ranzen- und Olivenhaine und immergrüne Baumarten, so
haben wir dafür unsere herrlichen Buchen- und Eichenwälder.
Das Land wird nicht durch die versengenden Strahlen der
Sonne verbrannt und nicht durch tödtende Kälte verödet.
Schöner als die deutschen Gauen,
Schöner a!s Europens kräft'ges Herz,
Schöner ist kein ander Land zu schauen,
Blickst du nord- und blickst du mittagswärtS.
Unerstarrt steht's von den eis'gen Stürmen,
Die der Sonne warmen Strahl verwehen,
Unbenagt von jenen Giftgewürmen,
Tie mit Bastliskenaugen sehen.
Dieses Land bewohnt ein Volk, welches leicht von den
andern zu unterscheiden ist. EZ ist nicht so kalt und ernst
wie der Engländer, nicht so fröhlich und leichtfertig wie der
Franzose; es hat nicht die rohe und unterwürfige Art der
Slaven, noch weniger übt es die List und Rachsucht, wie sie
jenseits der Alpen zu Hause sind. Obgleich das Volk nicht
mehr so einfach und offen und so rein in seinen Sitten ist,
wie seine Vorfahren es waren, so sind doch noch Treue und
Gottesfurcht zumeist seine Leitsterne, und an Biederkeit und
Redlichkeit steht es noch den übrigen Völkern voran. Der
Deutsche ist in der Regel fleißig, sinnt nach und hat Aus¬
dauer, vereinigt in sich tiefes Gemüth und scharfen Verstand.
Der biedre Deutsche spricht nicht viel.
Kurz ist sein Wort, stark sein Gefühl.
Er ist ein Zögling der Natur;
Ein Handschlag gilt ihm mehr alS Schwur.
Gott liebt er, ist den Obern treu
Wie Gold, und doch kein Sclav' dabei.
Gerad und ehrlich ist sein Brauch;
So wie er spricht, so denkt er auch. Schubart.
Das Land ist stark bevölkert, fast zählt es 40 Millionen
Bewohner. Städte hat es in Menge und viele dienen ihm
zur Zierde. Wie z. B.
Wien, Berlin, Prag, München, Lübeck und Hamburg,
Köln, Dresden, Triest, Breslau, Stuttgart, Magdeburg,
Königsberg, die zwei Frankfurt. Bremen und Danzig,
Nürnberg, Aachen, Karlsruh, Graz, Kiel und Leipzig.
Das Land ist überall von Straßen und Eisenbahnen
durchkreuzt, welche den Verkehr fördern. Seine Berge ent¬
senden nach allen Seiten hin große, tief ins Land hinein
schiffbare Flüsse, deren oft prachtvolle, mit Weinhügeln,
Städten und Burgruinen geschmückte Ufer gern besucht und
belobt werden.
1*