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ist, wurde erst etwa vor 40 Zähren von dem Markgrafen
Friedrich, dem zweiten Sohne Karl Friedrichs, aus ihren
Trümmern wieder hergestellt. In der Nähe der Grafen¬
sprung.
Die Würtemberaer schlossen ihn ein: Erhalte Gott dich Eberstein! —
Was that Wolf Eberstein! — So kecke Flucht brinqt keine Schmach!
Er ritt von der Burg Die Feinde selber jauchzten nach;
Hinab an die Murg, Er kam hinab ohn" Ungemach.
Zum steilsten Rand Fort ritt er dann,
Der Felsenwand; Frei war der Mann! —
Da war die Welt von Feinden rein. Seh' Einer, ob er's auch so kann!
Da sprengt" er — in die Murg hinein!
Etwas links vom Murgthale liegt auf dem sogenannten See¬
kopfe der kleine, schwarzbeschattete, waldumkränzte, durch Sa¬
gen und Mährchen bekannte, gespensterartige Mummel-See
mit unergründlicher Tiefe.
Hoch auf dem Tannenberge. Er zieht es mit dem Stabe
Da ist ein schwarzer See. Wohl an den Binsenrand,
Und auf dem See da schwimmet Doch aus dem Wasser hebet
Ein RöSlein weiß wie Schnee. Sich eine weiße Hand.
Es kommt ein Hirtenknabe Sie zieht das Röslein nieder
Mit seinem Haselstab: Tief in den dunkeln Grund.
Das Röslein muß ich haben, ..Komm, lieber Knab'. ich mache
DaS Röslein brech' ich ab. Dir viel Geheimes kund." u. s. w.
In der Nähe liegt auch der kleine, in der Sage bekannte Wild¬
see unweit der zerstörten Abtei Allerheiligen. Kehl liegt
am Rheine Straßburg gegenüber, wo man Erwins Mei¬
sterwerk, den Münster, welcher nur 15' niedriger als die größte
Pyramide Aegyptens ist, bewundern muß, und ist mit dieser
Stadt durch eine Schiffbrücke verbunden. Auf dem Wege
dorthin bemerkt man das schöne Denkmal, welches Napoleon
dem General Desaix hat setzen lassen. Es ist eine abge¬
stumpfte Pyramide mit vier herrlichen Basreliefs. Zwei
Meilen von Kehl liegt das Dorf Saßbach, wo Türenne,
der Verwüster der Pfalz, 1675 durch eine Kanonenkugel fiel.
Frankreich hat ihm hier einen 38' hohen Granit-Obelisk zum
Denkmale errichtet. Die Gebeine von Türenne ruhen im
Städtchen Achern in der St. Nikolauskapelle. Nördlich
von Karlsruhe liegt die ehemalige bischöflich-speiersche Resi¬
denz Bruchsal mit 7000 Einw.
Im Unterrheinkreise oder in der sonstigen Kur-
Rheinpfalz liegt in ebener Gegend am Einflüsse des Neckar
in den Rhein die schön und regelmäßig gebaute Stadt
Mannheim mit 25,000 Einw. Vor 1606 war sie noch
ein Dorf, erst 1606 legte Kurfürst Friedrich IV. hier ein
festes Schloß, die Friedrichsburg an, um welche die
Stadt sich nach und nach ansiedelte. Sie wurde im 30jähri-
gen Kriege, wie in den Kriegen unter Ludwig XIV. 1689