Full text: Erdkunde von Deutschland und seinen Nachbarländern

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glanzvollen Rundschau zu erfreuen hat. Ueber den Neckar 
führt von Heidelberg zum gegenüberliegenden Heideberg eine 
700' lange steinerne Brücke, von wo aus die Aussicht herr¬ 
lich ist. Won Heidelbergs Umgebungen sind außer den ge- 
» nannten noch der durch eine Sage bekannte Wolfsbrunnen, 
das Stift Neuburg, der Riesenstein u. a. zu erwähnen. 
Eine Meile westlich von der Stadt liegt eine wahre Schöpfung 
der Kunst, das Lustschloß und der Lustgarten von Schwetzin¬ 
gen (S. 183). Südlich davon ist am Rheine die alte, seit 
1800 geschleifte Reichsfeftung Philippsburg. Von Hei¬ 
delberg bis in die Nähe von Darmstadt erstreckt sich am west¬ 
lichen Abhange des Odenwaldes hin die berühmte, von hohen 
Wallnuß- und andern herrlichen Obstbäumen eingefaßte und 
beschattete „Bergstraße." Diese Gegend ist das deutsche Ar¬ 
kadien, ist ein Wein-, Obst- und Gemüsegarten. Denn wäh¬ 
rend das Gebirge mit alten, von Epheu bekränzten Burgen 
und mit üppigen Wäldern geschmückt ist, so liegen unten am 
Fuße die reichsten Gefilde, wo die Hütten mit Weinlaub um¬ 
geben sind. Heidelberg ist der würdigste Anfang der schö¬ 
nen Bergstraße. Von da kommt man auf dieser Straße zu¬ 
nächst nach Handschuchsheim mitten in Kirschwäldchen ge¬ 
legen. Daselbst ist das Schlachtfeld, wo im Oct. 1795 die 
Franzosen unter dem General Düfour von den Oestreichern 
unter Kastanowich geschlagen wurden. Weiterhin gelangt 
man nach Schrießheim, über welchem Orte die schöne 
Strahlenburg freundlich in die weite Ebene hinausschaut, 
und welche ihren Namen mit Recht hat, wenn die letzten 
Sonnenstrahlen die grauen Trümmer im Abendrothe färben. 
Am schönsten und fruchtbarsten Punkte der Bergstraße aber 
liegt Weinheim mit 6000 Einw. Von dort stammt der 
Bürgermeister A. L. Grimm, welcher den Kindern als Be¬ 
arbeiter der „1001 Nacht" nebst anderen Sagen und Mähr- 
chen lieb geworden ist. Hinter den zackigten, von Epheu 
umschlungenen Mauern der alten Bergstadt thront mitten in 
Weinbergen, Nuß- und Kastanienbäumen die Burg Windeck 
mit herrlicher Aussicht. Die Sage läßt die letzten Besitzer 
zwei geizige Brüder sein, die in ihrer Burg keine andere 
Gesellschaft als eine Blaumeise hatten, dieser aber zuletzt 
auch das Fenster öffneten, da sie ihnen tagtäglich eine Nuß 
kostete. Bekannt ist „das Burgfräulein von Windeck" von 
Chamisso. Von Weinheim in den Odenwald hinein wan¬ 
dernd kommt man in das Gorxheimer Thal, wo ein einfa¬ 
ches, steinernes Denkmal das Andenken der am 20. April 1799 
im Landstürme durch Franzosen gefallenen braven Odenwälder 
ehrt. Don Weinheim aus kann man auch im Odenwalde die 
Ruinen des Schlosses Roden stein aufsuchen, welche durch
	        
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