Full text: Erdkunde von Deutschland und seinen Nachbarländern

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den „Landgeist" oder sogenannten „Lindcnschmied" berüchtigt 
sind. Es wird erzählt, daß dieser bei jedem Ausbruche eines 
Kriegs mit einem brausenden Zuge und mit wildem Lärme 
durch die Luft nach der Burg Schnellerts ziehe. Bei diesem 
bösen Spuke durch die Luft in nächtlicher Stunde geht die 
Rede durchs Volk: „der Rodensteiner ist ausgezogen." 
Was reitet vom Sckmellertö? Was rauscht herab? 
Horch, Pferde rennen Galopp und Trab! 
Was knarren die Wagen? horch, Peitschenknall! 
Was bellen die Hunde? ho, Hörnerschall? 
Der tolle Fritz ist's vom Rodenstein; 
So zieht er jetzt in die Waldburg ein u. s. w. 
In der nördlichsten Spitze des Landes liegt am Maine, wo 
die Tauber einmündet, Werthheim mit 5000 Einw. Es 
treibt starken Weinbau. Hier und in der Nähe haben die 
mediasirten Fürsten von Löwenstein-Werthheim und von Lei¬ 
ningen ihre Besitzungen. 
Das Königreich Wirtemberg. 
Es liegt östlich von Baden und zerfällt wie dasselbe in 
vier Kreise, in den Schwarzwald-, Neckar-, Iaxt- 
und Donaukreis. Letzterer, wie schon der Name besagt, 
gehört zum größten Theile dem Donaugebiete zu, während 
die anderen Kreise zum Rheingebiete zu rechnen sind. Die 
kleine Strecke am Bodensee abgerechnet, die das Land zum 
Nachbar der Schweiz macht, ist dasselbe ganz von Baiern und 
Baden eingeschlossen. 
Die Grafen von Wirtemberg führten diesen Namen 
nach einem alten, im Neckarthale zwischen Canstadt und E߬ 
lingen gelegenen Bergschlosse. Sie thaten sich vor den an¬ 
dern Herren, die im Herzen Schwabens ansässig waren, her¬ 
vor, sie wurden der Kern in dem vielherrischen Schwaben 
und erwarben sich theils durch Eroberungen, theils durch Kauf 
reiche Besitzungen. 
Auch manchen Mann, auch manchen Held, 
Im Frieden gut und stark im Feld, 
Gebar das Schwabenland. 
Graf Eberhard der Greiner (Zänker, Streitsüchtige), ein 
Wettersturm im Kriege, trug nächst Ulrich mit dem Daumen 
(ch 1265), dem Stifter des wirtembergischen Hauses, und dessen 
Sohne Eberhard dem Erlauchten (ch 1325), der 1320 seine 
Residenz vom Rothenberg nach Stuttgart verlegte, am meisten 
zur Größe Wirtembergs bei. Eberhard d. Greiner, der alte 
Rauschebart, welcher Enkel von Eberhard d. Erlauchten war, 
reg. von 1344 —1393 und spielte in Schwaben eine wichtige 
Rolle, that sich durch Heldensinn hervor, vertheidigte seine 
Rechte gegen Kaiser, Adel und Städte mit nie gebeugtem 
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