195
den „Landgeist" oder sogenannten „Lindcnschmied" berüchtigt
sind. Es wird erzählt, daß dieser bei jedem Ausbruche eines
Kriegs mit einem brausenden Zuge und mit wildem Lärme
durch die Luft nach der Burg Schnellerts ziehe. Bei diesem
bösen Spuke durch die Luft in nächtlicher Stunde geht die
Rede durchs Volk: „der Rodensteiner ist ausgezogen."
Was reitet vom Sckmellertö? Was rauscht herab?
Horch, Pferde rennen Galopp und Trab!
Was knarren die Wagen? horch, Peitschenknall!
Was bellen die Hunde? ho, Hörnerschall?
Der tolle Fritz ist's vom Rodenstein;
So zieht er jetzt in die Waldburg ein u. s. w.
In der nördlichsten Spitze des Landes liegt am Maine, wo
die Tauber einmündet, Werthheim mit 5000 Einw. Es
treibt starken Weinbau. Hier und in der Nähe haben die
mediasirten Fürsten von Löwenstein-Werthheim und von Lei¬
ningen ihre Besitzungen.
Das Königreich Wirtemberg.
Es liegt östlich von Baden und zerfällt wie dasselbe in
vier Kreise, in den Schwarzwald-, Neckar-, Iaxt-
und Donaukreis. Letzterer, wie schon der Name besagt,
gehört zum größten Theile dem Donaugebiete zu, während
die anderen Kreise zum Rheingebiete zu rechnen sind. Die
kleine Strecke am Bodensee abgerechnet, die das Land zum
Nachbar der Schweiz macht, ist dasselbe ganz von Baiern und
Baden eingeschlossen.
Die Grafen von Wirtemberg führten diesen Namen
nach einem alten, im Neckarthale zwischen Canstadt und E߬
lingen gelegenen Bergschlosse. Sie thaten sich vor den an¬
dern Herren, die im Herzen Schwabens ansässig waren, her¬
vor, sie wurden der Kern in dem vielherrischen Schwaben
und erwarben sich theils durch Eroberungen, theils durch Kauf
reiche Besitzungen.
Auch manchen Mann, auch manchen Held,
Im Frieden gut und stark im Feld,
Gebar das Schwabenland.
Graf Eberhard der Greiner (Zänker, Streitsüchtige), ein
Wettersturm im Kriege, trug nächst Ulrich mit dem Daumen
(ch 1265), dem Stifter des wirtembergischen Hauses, und dessen
Sohne Eberhard dem Erlauchten (ch 1325), der 1320 seine
Residenz vom Rothenberg nach Stuttgart verlegte, am meisten
zur Größe Wirtembergs bei. Eberhard d. Greiner, der alte
Rauschebart, welcher Enkel von Eberhard d. Erlauchten war,
reg. von 1344 —1393 und spielte in Schwaben eine wichtige
Rolle, that sich durch Heldensinn hervor, vertheidigte seine
Rechte gegen Kaiser, Adel und Städte mit nie gebeugtem
13 *