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Muthe und bekämpfte besonders den „schwäbischen Städte¬
bund." Bekannt ist der Ueberfall im Wildbad im I. 1367
von seinen Feinden. Der Versuch aber mißlang den „Schläg-
lern" oder „Martinsvögeln", da ein treuer Hirte den „Rau¬
schebart" auf Seitenwegen rettete.
Da ritt aus Stuttgarts Thoren, ein Held von stolzer Art,
Graf Eberhard der Greiuer, der alte Rauschebart.
In's Wildbad will er reiten, wo heiße Quell entspringt,
Der Sieche heilt und kräftigt, der Greise wieder jungt.
Da kömmt einstmals gesprungen sein jüngster Edelkuab':
„Herr Graf! es zieht ein Häufe das ob're Thal herab." u. s. w.
„Mein Sohn! das sind die Schlägler, die schlagen kräftig drein —
„Gib mir den Leibrock, Jäger — bas ist der Eberstein." u. s. w.
Der Sohn vom Grafen Eberhard war der muthige Ulrich.
Des Grafen Bub', der Ulrich
War gern, wo's eisern klang.
Kein Fuß breit rückwärts zog er sich,
Wenn's drauf und drunter sprang.
Doch dieser wurde 1377 bei der damaligen Reichsstadt Reut¬
lingen am Fuße der Achalm von den Bürgern geschlagen.
Zu Achalm auf dem Felsen, da haust manch kühner Aar,
Graf Ulrich, Sohn des Greincrs, mit seiner Ritterschaar;
Wild rauschen ihre Flügel um Reutlingen die Stadt,
Bald scheint sie^u erliegen, vom heißen Drange matt.
Doch plötzlich einst erheben die Städter sich zu Nacht,
In's Urachthal hinüber sind sie mit großer Macht. —
Das Fähnlein ist verloren, Herr Ulrich blutet stark,
Die noch am Leben blieben, sind müde bis in's Mark. —
Eberhard der Rauschebart trat hierauf dem Bunde der „Lö¬
wenritter" bei und schlug 1388 das Heer der Städte im hitzi¬
gen Gefechte am Kirchhofe bei Döffingen. Auf der Seite
Wirtembergs fielen viele vornehme Herren und Ritter, z. B.
die Grafen von Zollern, Löwenstein, Werdenberg, Rechberg,
Schwarzenberg, und selbst Ulrich, der Sohn Eberhards,
welcher die Scharte von Reutlingen auszuwetzen suchte.
Hei! wie der Löwe Ulrich so grimmig tobt und würgt!
Er will die Schuld bezahlen, er hat sein Wort verbürgt.
Wen trägt man aus dem Kampfe, dort auf dem Eichenstumpf?
„Gott sei mir Sünder gnädig" — er stöhut's, er röchelt'S dumpf.
O königliche Eiche, dich hat der Blitz zcrspällt!
O Ulrich, tapfrer Ritter, dich hat das Schwert gefällt!
Durch den Verrath des Hauptmanns der Nürnberger, durch
den Grafen Henneberg, der vom Feinde bestochen war, kam
Unordnung in die städtischen Schaaren, welche Ritter Wolf
von Wunnenstein vergrößerte, als er ihnen in den Rücken fiel.
Obgleich er ein Feind von Eberhard war, war er es doch
noch mehr von den Städtern.
Was gleißt und glänzt da droben und zuckt wie Wetterschein?
Das ist mit seinen Reitern der Wolf von Wunnenstein.
Er wirft sich auf die Städter, er sprengt sich weite Bucht,
Da ist der Sieg entschieden, der Feind in wilder Flucht. —