Full text: Erdkunde von Deutschland und seinen Nachbarländern

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Von den Städtchen und Orten am linken Rheinufer bis Koblenz 
herab sind etwa das schauerlich unter Trümmern und Felsen 
liegende Bacharach mit der Burg Stahl eck, Ober-We¬ 
sel, wo man die „sieben Jungfrauen", eine Felscngruppe, sieht, 
St. Goar, das schwarze Boppard und Rhense zu er¬ 
wähnen. Bei Bacharach ging Blücher 1813 — 1814 über 
den Rhein. 
Die Heere blieben am Rheine ftehn: 
Soll man hinein nach Frankreich gehn? 
Man dachte hin und wieder nach; 
Allein der alte Blücher sprach: 
„Generalkarte her! 
Nach Frankreich geh'n ist nicht so schwer. 
Wo steht der Feind?" — „„Der Feind? — dahier!"" 
„Den Finger drauf, den schlagen wir! 
Wo liegt Paris?" — „„Paris? — dahier!"" 
„Den Finger d'rauf! DaS nehmen wir! 
Nun schlagt die Brücken über'n Rhein; 
Ich denke, der Champagner Wein 
Wird, wo er wächst, am besten sein!" — 
Um St. Goar (S. 136) ist eine Gegend voll unnennbaren 
Zaubers und der sanftesten Schwermuth. Man befindet sich 
daselbst «ie an einem von Felsen umschlossenen stillen See. 
Wild ist hier die Natur des Rheines, hohe, graue Felsen, 
zwischen welchen die Weinrebe mühsam gepflanzt ist, umlagern 
den Strom. Bei St. Goar ist , die erhabendste, feierlichste 
Gegend am Rhein. Hier wandelte einst St. Goar. 
„Unfern des Lnrley's rauhen Felsenwanden 
Hat einst St. Goar gewandelt und gelebt; 
Da grub er sich sein Bett mir frommen Händen 
In dem Gestein, von Epheu grün umwebt." 
„Weithin im Land ist einst sein Wort erklungen 
Und hat die Heiden wunderbar bezwungen. — 
Und manches-Schifflein lenkt er durch die Fluthen — 
Verirrte Wand'rer zu dem Pfad des Guten." — 
Die Sage erzählt von „St. Goars wundertätigem Grabe", 
daß sich an ihm die feindlich gesinnten Brüder, Pipin und 
Karl, Söhne Karls des Gr., versöhnt hätten. Auf das 
Städtchen blicken die Ruinen von Rheinfels herab. Gegen¬ 
über liegt das nassauische Goarshausen mit der „Katze." 
Bei Rhense, zwei Stunden oberhalb Koblenz, wo sich die 
Länder der weiland vier rheinischen Kurfürsten berührten, sah 
man sonst den sogenannten Königsstuhl, ein achteckiges, 
auf Pfeilern ruhendes, überwölbtes, von alten Wallnußbäu¬ 
men umgebenes Gebäude, welches acht Sitze für die Kurfür¬ 
sten und den Kaiser enthielt, und mehrmals bei der Wahl 
deutscher Kaiser gedient hatte. Hier wurden Heinrich VII. 
und Karl IV., Ruprecht und Ludwig der Baier erwählt, 
Wenzel aber abgesetzt. Hier wurde der wichtige „Kurverein"
	        
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