Full text: Erdkunde von Deutschland und seinen Nachbarländern

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Schlamme hervorgehoben und zum Theil den Wogen des Mee¬ 
res abgewonnen. Wie nett sind seine Kleider und Schuhe, 
wie ist seine Flur mit Blumen und Kräutern mancherlei Art, 
sein Vorhaus in zierlichsten Schnörkelchen und Bildchen ge¬ 
schmückt, wie sind seine Gärten ausgeschmückt und verziert, 
mit bunten Muscheln und Steinen ausgelegt und zu hundert 
und tausend verschiedensten Gestalten gedreht, geschnitzt, ge¬ 
wendet, wie ist seine Dreschtenne, sein Kuhstall so reinlich 
und nett gefegt und gebahnt, daß eine Prinzessin mit ihrem 
Schleppkleide darüber hinziehen könnte, ohne sich zu beschmutzen ! 
Das Land besteht der Hauptsache nach aus den ehemali¬ 
gen sieben Provinzen, welche die Republik Holland bildeten. 
Dazu sind noch das jetzige Nord-Brabant und durch den 
Frieden von 1839 Theile von Limburg und Luxemburg 
gekommen. 
Die Provinz Holland zerfällt in Nord- und Süd¬ 
holland. Sie ist die bedeutendste, ist reich an Städten und 
Dörsirn und enthält ^ der gesammten Bevölkerung. Weil sie 
niedrig liegt, ist sie ganz mit Deichen, Kanälen und Schleußen 
bedeckt. Die Hauptstadt des Reiches, Amsterdam liegt darin 
mit 211,000 Einw., wovon l Katholiken und Juden sind. 
Die Stadt liegt halbförmig da, wo die Amstel sich in 
„het Y" (Ei), den Verbindungsbusen zwischen Haarlemer- 
und Seuder-See, ergießt. Sie ruht auf Pfählen (Rosten), 
welche durch eine weiche Torfschicht hindurch getrieben, auf 
einem festen Sandboden ruhen. Eine Menge Kanäle (Grach¬ 
ten) durchschneiden sie in allen Richtungen, so daß an 90 
Inseln gebildet vnd durch 260 Brücken mit einander ver¬ 
bunden werden. ' Die Mündungen der Amstel und aller Ka¬ 
näle sind mit starken Schleußen versehen, um das biswei¬ 
len gewaltig eindringende Meerwasser abzuhalten. Da aber 
die Kanäle bei dem wagerechten Boden fast gar kein Gefälle 
haben und oft in heißen Tagen einen höchst widrigen Ge¬ 
ruch verbreiten, so wird das Wasser durch Mühlen in Be¬ 
wegung gesetzt, um es vor Fäulniß zu bewahren. Die Stra¬ 
ßen an den fast stets mit Baumreihen eingefaßten Kanälen 
sind die besten der Stavt, die andern sind meist eng, hoch 
und düster. Ausgezeichnete Gebäude zählt Amsterdam nur 
wenige. Das schönste von allen ist das ehemalige Rath- oder 
Stadthaus, jetzt der königliche Palast. Es ist ein wahrer 
Prachtbau aus den glänzenden Zeiten der Republik, denn es 
wurde von 1648 —1655 erbaut und ruht auf einem Grunde 
von fast 14,000 Pfählen. Die Kirchen sind fast aller ihrer 
alten Zierathen beraubt; ihre Thürme haben meist Glocken¬ 
spiele, welche die Holländer ungemein lieben. Sehenswerth 
pnd die alte Kirche mit einem schönen, 240' hohen Thurme,
	        
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