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Don da gelangt man bald zur 1700" hoch gelegenen Haupt¬
stadt, zum schönen Innsbruck am grünen Inn mit 12,000
Einw. Von Innsbruck redet das süddeutsche HandwerkS-
burschenlied:
„Innsbruck ich muß dich lassen.
Ich fahr' dahin mein' Straßen.
Jn's fremde Land dahin"-
Die vom Inn in zwei Theile getheilte Stadt liegt in der
größten Breite des Znnthales, und ist von 6 — 8000' hohen
Bergen umgeben. Nicht sehr weit ist Sol st ein (10,000').
Die Natur ringsum ist daher wild romantisch. Herrlich ist
die Aussicht von der Brücke. Die Stadt voll heitern Lebens
hat wegen ihrer platten Dächer das Aussetzn einer italieni¬
schen Stadt. Ein eigner Zauber ruht auf der Stadt, wozu
die treuherzige Jovialität der Einwohner nicht wenig beiträgt.
Das Schloß ist groß, wenn auch nicht gerade schön. Den
Rennplatz ziert die Reiterstatue Leopolds!. Nahe am Schlosse
ist die Hof- oder Franziskanerkirche mit berühmten Monu¬
menten. In der Mitte der Kirche ist das überaus pracht¬
volle Grabmal des wackern Kaisers Max I., wenn er gleich
zu Wels starb und zu Neustadt seine Gebeine ruhen. Er kniet
in Lebensgröße, an den vier Ecken des Grabmals sitzen die
vier Haupttugenden und 24 Basreliefs verewigen seine Thaten.
Um dieses herrliche, vom Meister Collin von Mecheln ver¬
fertigte Denkmal und zwischen den acht Kirchensäulen von
rothem Marmor stehen in zwei Reihen 28 Riesenbildsäulen
von Bronze. Max weilte gern im Lande Tyrol und traurig
war er bei seiner letzten (1518) Abfahrt von Innsbruck.
Am Jnnstraud harrt ein Schi'fflein beim ersten Frührothschein,
Da stieg, verhüllt im Mantel, der kranke Kaiser ein.-
Am Strande murmelt fragend nun Innsbrucks Volk im KreiS:
„Wohin so schnell und eilig, du düstrer Kaisergreis?"-
Neben dem Grabmale von Max liegen die Gebeine von An¬
dreas Hofer, welche 1823 Kaiser Franz aus der Citadelle
von Mantua, wo er den 2O. Febr. 1810 von den Franzosen
erschossen wurde, durch ein Bataillon Tyroler Jäger hierher
bringen und beisetzen ließ. Sein Grabmal ziert sein Stand¬
bild aus Marmor. Hofer ist der berühmte Oberkommandant
der Tyroler im Jahre 1809. Er war ein bloßer Gastwirth
auf dem Sande im Passeirer Thale, wagte es aber Napoleons
Macht entgegen zu treten. Hofer war schlicht und fromm,
und suchte nicht seine Ehre.
Als der Sandwirtb von Passeier Doch der Held gebietet Stille:
Innsbruck hat mit Sturm genom- Spricht dann ernst: „Legt hin die
men: Geigen!
Die Studenten ihm zur Feier Ernst ist Gottes Krieges Wille;
Mit den Geigen Mittags kommen.— Wir sind All' dem Tode eigen!" —