Metadata: [Teil 4, [Schülerbd.]] (Teil 4, [Schülerbd.])

312 
* 
Schon von seinen niedern Bedürfnissen würde jedermann 
ganz in Anspruch genommen sein, und niemand würde dazu 
kommen, höhere Fähigkeiten recht zur Entwickelung zu 
bringen. velbst der Armste hat bei uns doch mehr zu 
genieben, als wenn er im ungeselligen Zustande lebte. Die 
bei uns am übelsten gestellt sind, z. B. Kränkliche ohne 
Vermögen, Arme mit starker Familie, würden im Urwalde 
einfach verhungern. 
9. Auch das darf nicht übersehen werden, daßb die grobe 
Fertigkeit, dio der Arbeiter bei entwickelter Arbeitsteilung 
erlangt, unvermeidlich mit einer entsprechenden Einseitigkeit 
verbunden ist. Wer bei uns eine andere Berufsart versuchen 
will, hat grobe Schwierigkeiten zu überwinden, da er mit 
lauter Meistern zu wetteifern hat. 
10. Ganz verwerflich wird die Arbeitsteilung, wenn sie s0 
weit geht, dab sie die Gesundheit der Arbeiter untergräbt, wie 
dies z2. B. die ununterbrochene Beschäftigung des Schleifens oder 
Vergoldens fast immer tut. Nit Recht eêrklärte Schleiermacher, 
jede rein mechanische Tatigkeit des Menschen, wodureh er zum 
lebendigen Werkzeug hberabsinkt, sei unsittlich. Es ist darum 
wohl begreiflich, wenn gerade auf den höchsten Kulturstufen 
manche Rũückschritté in der Arbeitsteilung verlangt werden. 
Das Turnen der stubensitzenden Klassen, die mancherlei 
Nebengeschäfte des Bürgers im Dienst des Staates und der 
Gemeinde, dié Teilnabme der Wohlhabenden an der unmittel- 
baren Armenpflege, das sind unzweifelhaft grobe Zeit- 
verschwendungen, aber der ganze NMensch ist doch wichtiger 
als dié Summe seiner Leistungen und Genüsse. Wehe dem 
Volke, bei welchem nur die Juristen ausgebildetes Rechtsgefũhl, 
nur die Beamten Inteéresse am Staatswohl haben, wo die Ntern 
alle Erziehungssorgen den Erziehern von PFPach überlassen, 
wo köõrperliche Rũüstigkeit nur in den untern Schichten zu 
finden ist. Darum ist nichts schädlicher als eine vorzeitig 
beginnende einseitige Fachbildung obne die Grundlage der 
allgemeinen menschlichen Bildung. 
11. Wie es zweckmäbig ist, die einzelnen Verrichtungen 
zu trennen, sofern sie einander sstöôren, so empfiehlt es sich, sie 
zu verbinden, wenn sie einander fördern. Darum entspricht 
der Arbeitsteilung die Arbeitsvereinigung. Der Arbeiter in 
einer Stecknadelfabrik, weleher blob die Köpfe anfertigt, mub 
seines Genossen, welcher die Spitzen schleift, sicher sein, 
wenn er nicht umsonst gearbeitet haben will. Der Winzer, 
der Plachsbauer mübten Hungers sterben, wenn sie nicht mit 
Sicherheit auf den Kornbauer rechnen Kkönnten. QAuf den
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.