Einleitung
Die Geographie (in wörtlicher Übertragung so viel als Erd¬
beschreibung) oder Erdkunde, wie sie Karl Ritter verdeutscht
hat, dem sie nächst A. von Humboldt ihre wissenschaftliche Be¬
stimmung^ und Ausbildung verdankt, betrachtet die Erde
1) cüs Theil des Weltganzen (Universum), d. h. als Welt- oder
Himmelskörper, nach Art und Lage, Gestalt, Größe und Bewegung,
indein sie zugleich Anweisung zu bildlichen Darstellungen derselben und
zu deren Gebrauch giebt;
2) an und für sich nach der Gestaltung und natürlichen (physischen)
Beschaffenheit ihrer Oberfläche, so wie nach der Wechselwirkung, in
welcher die Oberfläche unter Einfluß der Sonne und des Mondes mit
der sie u-ngebenden Lufthülle oder Atmosphäre und den ihr zugehörigen
Natur-Erzeugnissen oder Produkten steht;
3) als Wohnplatz und Bildungsstätte der Menschen, indem sie die
Zahl und Verbreitung der Menschen, deren Verschiedenheit nach natür¬
licher Beschaffenheit, Sprache, Lebens- und Ernährungsweise und
Bildungsstufen, die Vertheilung des Erdbodens unter die Bewohner nach
Ländern, Staaten und einzelnen Wohnplätzen, so wie die Eigenthümlich-
keiten dieser Theile kennen lehrt.
Nach diesen drei Gesichtspunkten unterscheidet man drei Zweige
der Geographie: mathematische oder astronomische, physi-
sch e und politische Geographie, die man theils getrennt, theils
verbunden darstellt.
Selbständig aufgesaßte Bestandtheile der physischen Geogra¬
phie sind: Orographie (GedirgSbeschreibung), Hydrographie
(Beschreibung der Erbgewässer) , insbesondere O c e a n o g r a p h i e ge¬
nannt, insofern sie sich auf die Meere beschränkt, und Klimatogra-
p h ie (Beschreibung der Luftbeschaffenheit der verschiedenen Erdgegenden);
der politischen Geographie: Ethnographie (Völkerkunoe),
Statistik (Staatenkunde), Ehorographie (Länderveschceivung)
und Topographie (Ortsbeschreibung).
Grund- und Hilfswissenschaften der Geographie: Mathe¬
matik (Größenlehre), Astronomie (Sternkunde), Physik (Na¬
turlehre), Naturgeschichte (richtiger: Naturkunde), insbeson¬
dere Geologie (Geschichte der Erdbildung) und Geognosie (Lehre
von den Besiandtheilen des Erdköcpers), Geschichte uno Staats-
Wissenschaft.
Hilfsmittel: 1)Globen (Erdkugeln), d. i. künstliche kugel¬
förmige Körper, welche zur Versinnlichung des Erdganzen dienen und
vorzüglich zum Verständnis der mathematischen Geographie gebraucht
werden, in der sie auch ihre Erklärung finden; 2) Karten, welche
entweder die ganze Erdoberfläche (Planigloben, Hemisphären, Erd-
oder Weltkarten) oder einzelne Theile derselben auf einer Ebene dar¬
stellen (Land - u. Seekarten, General- u. Speeialkarten) oder zugleich
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