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Allgemeine
der Erdkugel denselben Mittelpunkt hat, und begrenzt eine Ebene, die
parallel mit der Ebene des scheinbaren Horizonts durch den Mittelpunkt
der Erde geht und diese daher in zwei Halbkugeln theilt. Jeder Punkt
aus der Erde hat einen solchen eigenen, unveränderlichen Horizont, der
nach allen Seiten 90" von demselben entsernt ist *). Der breite Ring,
in welchem ein Erdglobus eingelassen ruht, bedeutet den Horizont. Da¬
durch daß man sich die Ebene des wahren Horizonts dis an die Himmels¬
kugel ausgedehnt denkt, gewinnt man den entsprechenden Himmels¬
horizont. Senkrecht über sich, 90" vom Himmelshorizont entfernt,
hat der Beobachter den Zenith oder Scheitelpunkt seines Ortes,
senkrecht unter diesem, folglich wieder 90" vom Horizont, dessen Nadir
oder Fußpunkt. Jedem Orte kommt also ein besonderer Horizont,
Zenith und Nadir zu. Durch dieselben hat man sich Kreise gezogen
zu denken, welche Vertikal- ober Scheitelkreise heißen.
§. 8. Der Horizont wird nach dem Stande der Sonne in vier
gleiche Theile von je 90" getheilt, welche die Welt- od. Himmels¬
gegenden genannt werden. Die vier Hauptgegenden sind: Ost
(Morgen), Süd (Mittag), West (Abend) u. Nord (Mitternacht).
Uns Europäern erscheint die Sonne mittags 12 Uhr, wo sie den höch¬
sten Punkt des Bogens, den sie über dein Horizont scheinbar beschreibt,
oder ihren Eulminationspunkt erreicht hat, im Süden. Kehrt man sich
mit dem Gesicht dahin und zieht einen Vertikalkreis durch diesen Punkt,
so erhält man an der Stelle des Horizonts, wo der Kreis austrifft,
vor sich den S ü d p u n k t, in seinem Rücken, an der entgegengesetzten,
180" entfernten Berührungsstelle den Nordpunkt, zwischen beiden
in der Mitte, von jedein 90" entfernt, links den Ostpunkt, rechts
den Westpunkt. Die Seefahrer unterscheiden dazwischen noch 28
0s e b e n g e g e n d e n. Von diesen sind nur folgende zwölf für die
Geographie wichtig: SO., SW., NO., NW. in der Mitte zwischen
den Hauptgegenden, SSO., SSW., NNO., NNW., O<7O.,
ONO., WSW., WNW. zwischen ihnen und den Hauptgegenden **).
Man stellt die Himmelsgegenden in der Form eines Sterns mit
32 Strahlen dar und nennt diese Figur eine Windrose, weil die
Winde nach den Himmelsgegenden bezeichnet werden, aus welchen
sie wehen; ist über ihrem Mittelpunkte eine Magnetnadel so angebracht,
daß sie sich frei bewegen kann, so heißt das Ganze ein K o m p a s.
§. 9. Die Erdkugel dreht sich in 24 Stunden um sich selbst oder
um eine durch ihren Mittelpunkt gehende Linie, welche die Erdaxe
bildet. Die beiden Endpunkte dieser letzteren heißen die Erdpole,
der eine Nord-, der andere Südpol. Verlängert man die Erdaxe
aus beiden Seiten bis an das Himmelsgewölbe, so hat man die
*) Jeder Kreis, er sei klein oder groß, wird in 360 gleiche Theile od. Grade
(360") getheilt, jeder Grad in 60 Minuten (60') u. jede Minute in 60 Sekun¬
den (60").
**) Nach diesen Himmelsgegenden hat man die Richtung zu bezeichnen, in
welcher ein Punkt oder ein Theil ded Erde von einem andern aus liegt, und
sich vor der sehr verbreiteten, aber verkehrten Gewohnheit zu hüten, nach
welcher die nördlichen Stellen mit oben, die südlichen nut unten be¬
zeichnet werden; denn auf der Erde ist oben nur was auf deren Oberfläche,
unten hingegen nur was nach dem Mittelpunkte derselben zu liegt.