Full text: D. C. G. D. Stein's kleine Geographie oder Lehrbuch der Erd- und Länderkunde für Schule und Haus

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Allgemeine 
MeereS liegen und Sandbänke (an der deutschen Nordseeküste 
Watten) genannt werden, bilden Untiefen. 
§. 27. Das Meerwafser ist salzig-bitter, daher untrinkbar, von 
größerer Tragkraft als das süße Wasser. Nicht überall ist indessen der 
Salzgehalt gleich, geringer namentlich in Binnenmeeren, welche Flüsse 
aufnehmen (von allen Meeren haben das schwarze u. das Marmara- 
Meer den geringsten Salzgehalt, das Wasser der Ostsee nur etwa 
1^ Procent Salz, wahrend in den Weltmeeren zwischen 3 u. 4^-Pro¬ 
cent sind). Zersetzung animalischer und vegetabilischer Körper im Meer¬ 
wasser erzeugt an manchen Küsten, namentlich wo in heißen Strichen 
das Wasser über Untiefen ruhig steht, Ausdünstungen, die das Klima 
tödlich machen. Die Farbe des Meerwassers ist gewöhnlich bläulich¬ 
grün (meergrün), sie wird aber durch verschiedene Einwirkungen, wie 
durch die Farbe des Meeresgrundes, durch Beimischung erdiger Bestand- 
theile, durch den Reflex des Himmels, häufig verändert, daher zum 
Theil die Namen: weißes, schwarzes, rothes, grünes, gelbes, Purpur- 
Meer. Die Durchsichtigkeit ist weit größer als die des Flu߬ 
wassers, wächst mit der Entfernung von den Küsten und ist in den 
kalten Regionen im allgemeinen größer als in den heißen; doch zeichnen 
sich manche Tropenmeere, wie das caraibische Meer, in dem man bei 
150' Tiefe den Meeresgrund deutlich gesehen hat, durch besondere Hel¬ 
ligkeit aus. In allen Zonen, vornehmlich aber zwischen den Tropen, 
beobachtet man bei Nacht ein Leuchten des Meeres in der Nähe 
der Schisse. Diese prächtige Erscheinung rührt, wie man jetzt an- 
nimmt, theils von lebendigen Lichtträgern, theils von organischen Über¬ 
resten solcher her. 
§. 28. Das Gleichgewicht des Meeres ist fortwährend Störungen 
ausgesktzt, die es, wenigstens in den oberen Schichten, nie zu voll¬ 
kommener Ruhe gelangen lassen. Man hat unregelmäßige und 
regelinäßige Bewegungen zu unterscheiden. Jene entstehen durch 
Winde, welche den Wellenschlag Hervordringen. Die gewöhnlichen 
Meereswellen erheben sich vom Wellenthale bis zum Wellenberge (Trog, 
Kamm der Welle) nicht über 6 — 8 F., man hat aber welche bis zu 
60 F. Höhe beobachtet (größte bekannte Wellen am Eap Hoorn und 
bei Nordostwind am Eap der guten Hoffnung). Nach einem Sturme 
dauert die wogende Bewegung noch fort; man sagt dann, die See 
gehe hohl. Brechen sich die Wellen an hohen Steilküsten, so entsteht 
Brandung. Von den regelmäßigen Bewegungen sind besonders 
die Gezeiten oder Ebbe und Fluth merkwürdig. Sie bestehen in 
einem innerhalb 24 Stunden und gegen 50 Min. zweimal regelmäßig 
wechselnden Steigen und Fallen des Meeres und finden ihre Erklärung 
in der Anziehung, welche Mond und Sonne auf die Waffermaffe der 
Erde üben. Im allgemeinen wächst die Fluthhöhe von den Tropen¬ 
gegenden gegen die mittleren Breiten (von 3 bis 50, ja 70 Fuß); 
auch ist sie beträchtlicher an den Ostküsten der Kontinente als an den 
Westküsten, weil die Fluthwelle von O> nach W. geht. Ein u> der¬ 
selbe Ort hat übrigens nicht immer gleiche Fluthhöhe: zweimal im 
Monate zu den Zeiten des Vollmondes und des Neumondes ist sie 
am höchsten (Springflulh), zur Zeit des ersten und letzten Viertels ist
	        
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