Full text: D. C. G. D. Stein's kleine Geographie oder Lehrbuch der Erd- und Länderkunde für Schule und Haus

Nigritien oder der Sudan. 
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Als Südrand eines plateauartigen Berglandes wird eine Gebirgskette, 
Kong (s. v. a. Gebirge), angesehen. Im westlichen Theile derselben, 
auf der Mandingo - Terrasse, entspringt der Niger. Dieser nächst dem 
Nil bedeutendste Strom Afrika's, nach welchem man die hier zusam¬ 
mengefaßten Länder auch das Nigerland genannt hat, strömt unter 
dem Namen D sch o liba nach NO., tritt bei Bammaku mit Strom¬ 
schnellen aus dem Hochlande in den*flachen Sudan u. erreicht 190 M. 
von der Quelle die Gegend der Stadt Timbuktu. Der fernere Lauf 
von hier ist noch nicht vollständig bekannt; wahrscheinlich ist er nach GO. 
gerichtet. Er heißt nun Quorra od. Kawara, bricht in südlicher 
Hauptrichtung zwischen dem Ostrande von Hoch-Sudan und der Nord¬ 
westecke von Hoch-Afrika durch, ist hier voll Klippen u. Untiefen und 
empfängt mehrere mächtige Nebenflüsse von O. u. NO. her, darunter 
namentlich 61 d. Meilen vor der Mündung den Tschad da oder 
Binue, welcher im I. 1854 bis zu dem Orte Dulti von einer eng¬ 
lischen Dampfbootexpedition befahren worden ist. Nach Beendigung 
dieses zweiten Durchbruches tritt er in sein niedriges Mündungsland, 
welches sich vom Golf von Benin bis zum Busen von Bia fra 
ausbreitet. Von den zahlreichen Mündungsarmen scheint der mittelste, 
der Nun, der Hauptarm zu sein. Der Ost sudan zieht sich durch 
die Mitte des Erdtheils bis gegen Kordofan hin. In seinem niedrig¬ 
sten Theile im W. u. S. des Tsadsee's, der tiefer liegt als die große 
Sahara im N>, ist er hauptsächlich von Barth und Vogel genauer 
durchforscht worden. Der Tsad, dessen nordöstl. Ufer immer noch 
unbekannt ist, soll 780' hoch liegen und etwas über 100 □ M. groß 
sein. Er ist ziemlich seicht, bildet an den Ufern große Sümpfe, in¬ 
dem periodische Anschwellungen dieselben überschwemmen, und enthält 
unzählige bewohnte Inseln. Er nin/lnt zwei größere Flüsse auf, im 
SO. den Schary, im W. den Peou oder Komadugu, hat 
aber keinen Abfluß. Das Land im S. des See's hat sehr fruchtba¬ 
ren, gut bewässerten und zum Ackerbau (Baumwolle) benutzten Boden 
und steigt bis 9|° N. Br. nur um etwa 130' an, doch fehlen nicht 
bergige Landschaften und ziemlich hohe Berge, wie denn Barth an 
der von ihm erreichten südlichsten Stelle in der Nähe des Binue an¬ 
sehnliche Berge, unter diesen den auf 9000' Höhe angeschlagenen Alan- 
tika gesehen hat. Der ganze Raum zwischen dem Tsad u. Dar-Fur 
ist für uns noch in tiefes Dunkel gehüllt. — Das Klima ist sehr 
heiß, wird aber durch beständige Gleichheit der Tage u. Nächte, durch 
Regen und periodische Winde etwas gemäßigt. Die Produkte 
sind: Gold, Kupfer, Holz, Palmen, Senesblätter, Baumwolle, 
Getreide, Mais, Reis, Butter- u. Gummibäume, Melonen, Manna, 
Kaffee, Indigo; Kamele, Rindvieh, Esel, Maulesel, Pferde, Schafe, 
Ziegen, Elephanten, Löwen, Hyänen, Assen, Krokodile, giftige 
Schlangen, Bienen, Strauße, Fische. — Die Einwohner ge¬ 
hören entweder zu den eigentlichen Negern oder zu negerartigen Völ¬ 
kern, leben theils nomadisch, theils in festen Wohnsitzen, sind theils 
Fetischanbeter, theils Mohamedaner. Der mächtigste und intelligenteste 
Stamm sind die Ful be, Fulla oder Fel lata, welche seit Anfang 
dieses Jahrhunderts wahrscheinlich vom Senegal her erobernd nach O.
	        
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