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Denkt nur an die vielen Nelken-Sorten, an die unzähligen
Varietäten von ?en5ss (Stiefmütterchen oder dreifarbi¬
gen Veilchen), an die 300 und mehr Spielarten von Rosen,
Georginen oder Dahlia's, welche unsere Blumengärten zie¬
ren. Die verschiedenen Kohlarten: Krauskohl, Weißkohl,
Nothkohl, Savoyer Kohl, Chapin, Blumenkohl,
Kohlrabie ic., alle stammen sie von einer irgend in der Welt
wildwachsenden Pstanze ab. Von den Kirschen, Pflaumen,
Aepfeln und Birnen sind seit ihrer Einführung in Deutschland
(vor etwa 15 — 1800 Jahren) so viele Sorten entstanden, daß
man deren Zahl nicht mehr zu bestimmen wagt.
Die Zahl der Pflanzcn-Arten beläuft sich höchst wahrscheinlich
auf 120 — 150,000 Arten, die Griechen und Römer kannten bis
zum Jahre 300 nach Chr. etwa 1500 Pflanzen. Der Botaniker
Tournefort um's Jahr 1700 ungefähr 4000; Linné (1778) gegen
8000, und gegenwärtig sind etwa 60,000 Pflanzen-Arten be¬
schrieben.
6. Da die meisten Pflanzen in 2 Elementen, in Erde und
Luft oder in Wasser und Luft zugleich leben, so werden jene
auch die zum Pflanzenleben erforderlichen Eigenschaften und Nah¬
rungsstoffe besitzen müssen. Die atmosphärische Luft wird
von den Blättern durch sehr feine Löchlein, Poren oder Spalt¬
öffnungen eingeathmet, dagegen andere (am Tage gesunde, am
Abend und während -der Nacht schädliche) Lnstarten ausgehaucht.*)
Laue und warme Luft ist dem Pflanzen-Wachsthum förderlich,
kalte und heiße nachtheilig oder gar tödtlich. In den eisigen
Polargegenden und in der Schneeregion der Gebirge kann kein
Pflanzensame keimen, noch eine Wurzel sprossen, so lange die
Schneedecke nicht weggeschmolzen ist. Sie ruhen und schlummern
oft Jahrhunderte hindurch, ehe sie vom belebenden Sonnenstrahl
wieder einmal aufgeweckt werden. Unsere Getreidearten müssen
wenigstens eine Temperatur von + 5'/z°R. haben, wenn sie kei¬
men sollen.
*) Hieraus erhellet, daß ein Spaziergang im Freien am Tage
wohlthuend und stärkend, am Abend aber der Gesundheit
nachtheilig sein muß.