Full text: Naturgemäßer Unterricht in der Erdkunde

222 
aus, hierauf folgen die Weibchen und zwar so gedrängt neben 
einander, daß sie den Boden völlig bedecken. Das Rasseln dieser 
gepanzerten Armee ist besonders zu Nacht, da sie am liebsten 
marschieren, sehr laut und hindert den Schlaf. Am Tage, vor¬ 
züglich bei Sonnenschein, machen sie Halt, bis die Kühlung des 
Abends eintritt. Bewunderungswürdig ist aber hierbei ihr geome¬ 
trisches Talent, genau den geraden, kürzesten Weg zum Meere zu 
wählen. Nichts lenkt sie von ihrer Richtung ab. und jedes Hinder¬ 
niß wird auf das sonderbarste von ihnen überwältigt. Treffen sie 
auf ein Gebäude, auf eine Kirche oder ein Haus, so suchen sie 
diese zu erklimmen, und setzen sodann genau in der vorigen Rich¬ 
tung ihren Weg zum Meere fort. Man hat gesehen, wie sie Nachts 
in die Fenster gestiegen, die Schlafenden in den Betten überrascht 
und erschreckt haben, und ans der andern Seite wieder hinausge¬ 
stiegen um ihre Marschroute zu verfolgen. Stellet sich ihnen ein 
Mensch entgegen, dann heben sie ihre Scheeren drohend in die 
Höhe, schlagen sie mit vielem Geräusch an einander und kneipen 
sehr schmerzhaft. Nur wenn sie heftig geschreckt werden, oder beim 
Streite den Kürzern zieh», weichen sie, wie in die Flucht ge¬ 
schlagen, zurück, und retten sich auf die eiligste und unordentlichste 
Weise in's Land. Auf ihrem Marsche richten sie in den Garten 
vielen Schaden an, sowohl durch das Abfressen und Abkueipen 
der Gewächse, als durch das dabei zerdrückte Kraut. 
Endlich gelangen sie nach ihrem gefahrvollen Zuge und nach 
dem Verluste vieler Mannschaft zum Meere, und nun bereiten sie 
sich znm Fortpflanzungsgeschäfte. Die Weibchen gehen nämlich 
dicht an das Ufer, oder vielmehr sie treten an dessen äußerste See¬ 
kante, denn sie scheuen übrigens das Meerwasser. Hier lassen sie 
die Wellen zu mehreren Malen über sie hingehen. Wahrscheinlich 
wird hierdurch das Reifen der Eier nur befördert; denn einigen 
mir indessen nicht sehr wahrscheinlichen Nachrichten zufolge wer¬ 
den die Eier nicht, wie bei den Krebsen, unter dem Schwänze 
ausgebrütet, und die Weibchen gehen daher nachher nochmals zur 
Seeküste und werfen die Eierbüschel, oft von der Größe eines 
Hühnereies, in das Meer. Hier werden! sie im Sande des Mee¬ 
res und durch die Sonne ausgebrütet. Es muß mithin gerade der 
umgekehrte Fall von dem, was bei dem Lachse erzählt worden 
ist, Statt haben. Hier muß nämlich das, wodurch sich das Meer-
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.