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oder sandige Hügel und Dünen das Meer. Niedrige allmählich
in'S Meer sich senkende Ufer heißen Flachufer, die bald vom
Meere bedeckten, bald von demselben entblößten Uferstellen bilden
den Strand, welcher den größeren Seeschiffen nicht z» landen
erlaubt, indem diese zu wenig Meerestiese finden. Seefahrer
nähern sich nur mit großer Vorsicht dem Strande, werfen fleißig
die Sonde oder das Senkblei *) ans und schicken auch wohl
Nachen voraus, um sich früh genug von der Tiefe des Wassers
zu überzeuge». Mancher unvorsichtige Steuermann mußte, weil er
auf den Strand gerathen — gestrandet war, sein Fahr¬
zeug den Wellen Preis gebe» , oder es den Küstenbewohnern als
Beute zurücklassen. Die Meereswogen schlagen oft weit über die
stachen und niedrigen Ufer hinweg, werfen Mceressand, Muschel¬
schalen u. dgl. auf dieselben, welche sich nach und nach zu ganzen
Hügelreihen anhäufen, die dann als Dünen natürliche Dämme
gegen spätere Flntheu abgeben. Jäh abstürzende Ufer bilden das
Gestade, an welchem sich die Meereswetten heftig brechen und
brausend und schäumend zurückprallen. Der ganze Ufcrsanm des
Meeres bis auf 10 Stunden landeinwärts wird das Küstenland,
die Meeresküste, das vom Meere entferntere, das Landiunere
aber Binnenland genannt.
38. Der Meeresboden ist, gleich der Landoberfläche, theils
eben, theils wellig, theils hügelig und gebirgig und hat daher
auch sehr verschiedene Tiefe. Die Ostsee ist durchgängig 180 —
240', selten 300 Fuß tief; an Spaniens Nordküste fand man
bei 1200' Tiefe noch keinen Grund; im Mittelländischen
Meere ergaben Sondirnngen (Untersuchnngen mit der Sonde)
6000'; in der Südsee zeigte die Untersuchung des wieder her¬
aufgezogenen Senkbleies, daß es in 11,400' Tiefe den Boden
*) ES besteht dieses Instrument aus einem zuckerhutförniigen
Blei-Cylinder, welcher gewöhnlich 50 Pfund wiegt. An star¬
kem Seile wird der Cylinder hinabgelassen, was bei geringer
Tiefe keine, bei bedeutender Tiefe größere Schwierigkeiten hat,
als man wohl zu glauben geneigt wäre. In einer Tiefe von
4000 Fuß weiß man nicht recht mehr, ob das Senkblei ruht
oder schwebt.