92 Dritte Periode. Die Zeit der Umwälzungen. § 99.
Maler Cornelius und W. Kaulbach (Wandgemälde im Treppenhause
des Neuen Museums). Andere, wie den Dichter Freiligrath, unter-
1842. stützte er. Unter seinem Schutze wurde 1842 der Weiterbau des Cölner
Domes begonnen, der als ein Sinnbild der Einheit und Zusammen-
geHörigkeit der deutschen Stämme galt.
Um den Wünschen des Volkes in bezug auf die Verfassung ent-
1847. gegenzukommen, berief er 1847 den Vereinigten Landtag, der aus
einer Vereinigung der Provinzialstände bestand, und war zu weiterem
1848. Ausbau der Verfassung bereit. Am 18. März 1848 zog eine lär¬
mende Volksmenge vor das Schloß, um ihm zu danken. Da ent-
brannte durch ein Mißverständnis ein Straßenkampf zwischen dem
Volke und den Soldaten. Obgleich die Soldaten Sieger blieben, zog
der friedliebende König am Morgen des 19. die Truppen aus der Stadt
zurück und suchte die aufgeregten Berliner zu beruhigen. Nach langen
1850. Beratungen gab der König 1850 seinem Lande eine den Wünschen des
Volkes entsprechende Verfassung, wonach der König die gesetzgebende
Gewalt mit dem Landtage teilt.
Er besteht, ähnlich wie in den übrigen größeren Staaten Deutschlands, aus-
dem Abgeordnetenhause, das aus Wahlen des Volkes hervorgeht, und dem
Herrenhause, dessen Mitglieder teils durch die Verfassung bestimmt sind, teils
vom König ernannt werden. — Andere wichtige Bestimmungen der Verfassung
sind: die Verantwortlichkeit der Minister, die der König ernennt und entläßt;
Gleichheit aller vor dem Gesetze; Freiheit des religiösen Bekenntnisses;
Freiheit der Wissenschaft; Freiheit der Presse; Schulzwang; allgemeine
Wehrpflicht; das Vereins- und Versammlungsrecht.
Schleswig-Holstein. Das Nationalgefühl wurde in ganz
Deutschland mächtig angeregt durch die schleswig-holsteinische Frage.
Holstein war mit Lauenburg durch den Wiener Kongreß als deutsches
Bundesland erklärt, dessen Herzog der König von Dänemark war.
Er war auch Herzog von Schleswig, das, ohne zum Deutschen Bunde
zu gehören, doch überwiegend deutsche Bevölkerung hatte und nach
einem Vertrage niemals mit Dänemark zu einem Staate vereinigt
werden durfte (§ 68, 7).
Als nun König Friedrich VII. von Dänemark gleich nach seiner
1848. Thronbesteigung 1848 die Einverleibung Schleswigs in den dänischen
Staat verhieß, erinnerten sich die Schleswig-Holsteiner des alten
Wortes: „Op ewig ungedeelt!" *) und begannen den Krieg gegen
Dänemark. Preußen sandte ihnen den General Wrangel mit einem
Heere zu Hilfe, dem sich andere deutsche Truppen anschlössen. Die
Dänen wurden in mehreren Schlachten besiegt, aus Schleswig vertrieben
*) Die allgemeine Stimmung fand ihren Ausdruck in dem Siebe: „Schles¬
wig-Holstein, meerumschlungen", von Chemnitz.