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Mathematische Geographie.
Unmerk. Zum Behuf der Schifffahrt und um die Richtung des
Windes genau angeben zu können, hat man die zwischen diesen Haupt¬
gegenden liegenden Bogen noch mehrmals halbirt, und die Benennungen
der dadurch entstehenden Lheilungspunkte durch Zusammensetzung der
Namen für die Hauptgegenden gebildet. So entstehen bei der ersten
Halbirung die vier Nebengegenden: Nordost, Südost, Südwest,
Nord west; bei der zweiten die acht: Ostnordost, Nordnordost,
Nordnordwest, Westnordwest, Westsüdwest, Südsüdwest,
Südsüdost, Ostsüdost. Diese 1b Himmelsgegenden werden oft noch
durch abermalige Halbirungen bis auf 32 und t>4 vermehrt. Eine nach
den Himmelsgegenden abgetheilte Scheibe heißt eine Windrose, und
wenn über ihr im Mittelpunkte auf einem Stifte noch eine Magnet¬
nadel frei schwebt, die bekanntlich mit der einen Spitze stets nach Nor¬
den, mit der anderen nach Süden zeigt, ein Comp aß. Da die Magnet¬
nadel nur an wenigen Orten der Erde genau nach Norden und Süden
zeigt; so muß man für jeden Ort, wo man sie gebrauchen will, die
Größe ihrer Abweichung gegen O. oder W. kennen. Au Berlin beträgt
sie jetzt 17° 47', zu Wien 15° 8' westlich.
§. 9. Da sich die Erdkugel, wie wir später sehen werden,
in 24 Stunden um sich selbst dreht; so muß es auf ihrer Ober¬
fläche zwei entgegengesetzte Punkte geben, welche an dieser Be¬
wegung keinen Theil nehmen, und eine sie verbindende Linie,
um welche sich gleichsam der Erdball dreht. Jene Punkte heißen
die Erdpole, diese Linie die Erdaxe. Von den Polen liegt
der eine gegen Norden, der Nordpol, der andere gegen Süden,
der Südpol. Die auf beiden Seiten bis an das Himmelsge¬
wölbe verlängert gedachte Erdaxe heißt die Himmelsaxe oder
,Weltaxb, und ihre beiden Endpunkte die Himmels pole
oder Weltpole. Der uns allein sichtbare nördliche Himmels¬
pol liegt in der Nahe des davon benannten Polarsternes.
§. 10. Mitten um die Erdkugel denkt man sich einen
größten Kreis, der in allen Punkten 90 ^ von beiden Polen ent¬
fernt ist, und die Erde in die nördliche und südliche Halbkugel
oder Hemisphäre theilt; er heißt der Erdäquator, Gleicher
oder schlechthin die Linie. Die Ebene des Erdäquators bis
an das Himmelsgewölbe verlängert gedacht, beschreibt an dem¬
selben den Himmelsäquator, dessen Hälfte immer über dem
Horizont ist, da sich alle größten Kreise halbiren, und der nur
unter den Polen selbst mit dem Horizont zusammenfällt.
h. I I. Alle Kreise auf der Erd - und Himmelskugel, welche
man sich mit dem Aequator parallel gezogen denkt, heißen des¬
halb Parallelkreise oder Tageskreise, weil die tägliche
Bewegung des Himmels und aller Gestirne im Aequator selbst
oder dessen Parallelen vor sich geht. Je nachdem nun von dem
Tageskreise eines jeden Gestirnes, mehr oder weniger über dem
Horizont liegt, ist dieses Gestirn eine längere oder kürzere Zeit
sichtbar. Die Größe der Parallelkreise nimmt gleichmäßig auf
der nördlichen und südlichen Halbkugel vom Aequator nach den