Rußland.
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das schwarze Meer. Kein Staat der alten und neuen Zeit kommt
diesem ausgedehnten und doch völlig geschloffenen Reiche an Um¬
fang gleich, in dem die Sonne nie untergeht, und welches den
9ten Theil der bewohnten, den 28sten der ganzen Erdoberfläche
in sich schließt.
Boden und Klima. Das europäische Rußland,
auf dessen Schilderung wir uns hier beschranken, gehört nebst
Polen ganz dem großen osteuropäischen Flachlande an,
so daß sich, die Granzgebirge ausgenommen, kaum irgendwo ein
einzelner Punkt bis 2000 F. Meeceshöhe erhebt. Die allgemeine
von den Karpaten ausgehende Wasserscheide durchzieht diese weiten
Ebenen in N. O. Richtung bis zum Ural als eine breite, oft
mit Sümpfen bedeckte Erhebung, auf der sich an einigen Stellen
Hügelgruppen bilden. Unter diesen sind die W a l d a i - H ö h e
(Mons Alaunus) und der W o l ch o n s k i-W a l d unter 58° R. B.
mit ungefähr 1200 F. Meereshöhe, zur alteren Flötzbildung
gehörend, die bemerkenswerthesten, weil sie die Quellenbezirke der
größten Ströme in sich begreifen. Von dieser breiten Wasserscheide
dehnt sich der wald- und seereiche Boden mit geringer Senkung
N. W. zu den meist flachen Gestaden der Ostsee aus; N. setzt
sich hügeliges Land gegen die Küsten des weißen und N. Eis¬
meeres fort, im O. des weißen Meeres bis zum Ural von unge¬
heueren Wäldern, Sümpfen und Torfmooren bedeckt. Im W.
des weißen Meeres bis zur Ostsee liegen die wasserreichsten Gegen¬
den Europa's, wo unzählige größere und kleinere Seen in netz¬
förmiger Verbindung stehen, zwischen denen sich felsige Hügelrücken
hinziehen, die sich N. W. zum niedrigen finischen Gebirge
erheben, welches sich gegen den Enara-See und Tana-Fluß senkt,
ohne mit den skandinavischen Gebirgen in Verbindung zu stehen.
Gegen S. W. von jenem mittleren Höhenzuge senkt sich der
Boden zu den großen lithauischen Sümpfen, namentlich
dehnen sich im W. des Dniepr die weiten Moraste von Pinsk
und die Ro kni to - S ümp fe aus, welche mit dichten Urwäldern
abwechseln. Mehrere Hügelketten durchziehen diese Südhalfte Ru߬
lands, unter denen sich die Czorna-Berge als östliche Fort¬
setzung der Karpaten auszeichnen, die den Dnieftc, Dniepr und
Don durchsetzen, und zwischen dem letztem und der Wolga das
Wolgagebirge bilden, welches in seiner südlichen Fortsetzung
al-s Jrgeni-Höhe sich nach dem Kaukasus hinzieht. Am be¬
deutendsten erhebt sich der Boden plötzlich noch einmal auf der
Halbinsel Taurien oder Krimm, wo sich das aus röthlichem
Sandstein bestehende Flötzgebirge Jaila (Alp) von O. nach W.
hart an der Südküste hinzieht, und im Tschatur Dag 4530F.,
im Babugan Jaila 4600F. aufsteigt.
Der Ural auf der Ostseite zieht sich als rin über 300 M.