Full text: D. Christian Gottfried Daniel Stein's kleine Geographie oder Abriß der gesammten Erdkunde für Gymnasien und Schulen

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Mathematische Geographie. 
chen, weil die Sonne in ihnen von Süden nach Norden zu un§ 
aufsteiget, Q, Si, tt\, t aber die niedersteigenden 
Zeichen, weil in ihnen umgekehrt die Sonne abwärts von Norden 
nach Süden geht. Die beiden Durchschnittspunkte der Ekliptik und 
des Aequators heißen Aequ in octia lpunkte, der eine, Früh- 
lingsaquinoclium genannt, weil in ihm die Sonne am 21. Marz 
steht, fallt in 00 y , der andere, Herbftäquinoctium genannt, weil 
in ihm die Sonne am 23. September steht, in 0" Die S o l- 
stitialpunkte sind die weitesten Abstandspunkte der Ekliptik vom 
Aequator nach Norden und Süden, in denen sie die beiden Wende¬ 
kreise berührt, den nördlichen am 21. Juni, den südlichen am 21. 
December, also in 00 Q und 0° Der Meridian, welcher durch 
die Aequinoctialpunkte laust, heißt der Aequinoctialkolur, 
und der durch die beiden Solstitialpunkte gezogene Meridian der 
Solstitialkolur. 
An merk. Ehemals sielen die Zeichen der Ekliptik mit den Stern¬ 
bildern zusammen, woher ihre gemeinschaftlichen Namen stammen; aber 
durch ein allen Fixsternen gemeinschaftliches Fortrücken sPräcession) haben 
sich allmählig die Sternbilder um 30" gegen Osten von den gleichbe¬ 
nannten Zeichen entfernt, so daß jetzt z. B. das Sternbild der Fische 
das Zeichen des Widders einnimmt. Dieses Fortrücken der Fixsterne 
betragt jährlich 50 Sekunden, also in 72 Jahren einen Grad. 
§. 15. Die Erde bewegt sich jede 24 Stunden einmal von 
Westen nach Osten um ihre Axe, wodurch sich die scheinbare Um¬ 
drehung des ganzen Himmelsgewölbes mit den Sternen in eben 
dieser Zeit von Osten nach Westen erklären laßt. Diese Apen- 
drehung der Erde folgt nicht nur aus der Aehnlichkeit mit den 
anderen Planeten, an welchen man sie deutlich wahrgenommen hat, 
sondern auch aus der Neigung fallender Körper gen Osten hin von 
der senkrechten Linie abzuweichen, so wie aus der Abnahme der 
allgemeinen Schwere nach dem Aequator zu, und aus der Zunahme 
derselben nach den Polen hin. Da die Pendelschwingungen eine 
Wirkung der allgemeinen Schwere sind; so wird ein für unsere 
Gegenden gearbeitetes Sekundenpendel unter dem Aequator zu 
langsam, in der Nahe der Pole zu schnell schwingen. 
§. 10. Da bei der Axendrehung alle Theile der Erde in 
der Nahe des Aequators mit ungleich größerer Schnelligkeit sich 
bewegen, als nach den Polen zu; so vermuthete man aus den 
aufgefundenen Gesetzen des Schwunges (Centrifugalkraft) und 
der Anziehung (Eentripetalkraft), daß die Erde keine vollkom¬ 
mene Kugel, sondern ein Sp Harold, d. h. unter dem Aequa- 
tor gewölbter, um die Pole siacher oder abgeplattet sein werde. 
Zahlreiche Messungen von Meridian-Graden, welche man im 
Laufe des vorigen und dieses Jahrhunderts an den verschiedensten 
Punkten ausgeführt hat, haben diese Vermuthung zur Gewißheit 
gebracht, denn die Grade nahmen nach den Polen hin an Größe
	        
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