Full text: D. Christian Gottfried Daniel Stein's kleine Geographie oder Abriß der gesammten Erdkunde für Gymnasien und Schulen

Mathematische Geographie. 9 
zu liegen, so daß der Tag bald langer, bald kürzer sein muß, 
und eine Abwechselung der Jahreszeiten statt findet. Wenn die 
Erdaxe auf der Ebene der Erdbahn senkrecht stände, so würden 
überall auf der Erde die Tage und Nachte gleich lang sein, und 
bei uns ohne Abwechselung eine gemäßigte Frühlingswärme herr¬ 
schen. Die Erdaxe weicht aber von der senkrechten Lage 23^°, 
mithin von der Ekliptik G6j° ab, und verändert, weil sie stets 
in derselben Lage gegen den Weltenraum bleibt, mit jedem Augen¬ 
blick ihre Stellung gegen die Sonne. Am 21. Juni steht die 
Erde in die Sonne erscheint uns in @, der Nordpol ist 
234° bahneinwärts, der Südpol 234" bahnauswärts geneigt, 
so daß die Sonnenstrahlen senkrecht auf den Wendekreis des 
Krebses fallen, und der ganze nördliche Polarkreis innerhalb, der 
ganze südliche Polarkreis außerhalb der erleuchteten Erdhälfte zu 
liegen kommt; dort geht also trotz der Axendrehung die Sonne 
nicht unter, hier nicht aus; auf der nördlichen Halbkugel ist 
der längste Tag und Sommersanfang, auf der südlichen der 
kürzeste Tag und Wintersanfang. Vom 21. Juni an nähert 
sich die Erleuchtungsgränze immer mehr den Polen, bis endlich 
am 23. Sept. die Erde in y steht, die Sonne uns in ^ er¬ 
scheint, ihre Strahlen senkrecht auf den Aequator fallen, die 
Erleuchtungsgränze als Meridian durch beide Pole geht, und 
auf der ganzen Erde Tag und Nacht gleich sind. Dies ist für 
die nördliche Halbkugel das Herbstäquinoctium, für die südliche 
das Frühlingsäquinoctium. Am 21. December steht die Erde in 
0, die Sonne erscheint in die Erde hat das zweite Viertel 
ihrer Bahn vollendet, der Nordpol ist bahnauswärts, der Süd¬ 
pol bahneinwärts gekehrt, die Sonne steht senkrecht über dem 
Wendekreis des Steinbocks, die Erleuchtungsgränze läuft durch 
die Polarkreise, so daß der ganze nördliche Polarkreis außerhalb, 
der ganze südliche Polarkreis innerhalb derselben liegt, dort die 
Sonne nicht auf-, hier nicht untergehen kann. -Wir haben auf 
der nördlichen Halbkugel den kürzesten Tag und Wintersanfang, 
auf der südlichen Halbkugel den längsten Tag und Sommersan¬ 
fang. Kommt endlich die Erde am 21. Marz nach so er¬ 
scheint die Sonne in y; ihre gegenseitige Stellung ist der vom 
23. Sept. gleich, wir haben auf der nördlichen Halbkugel das 
Frühlings-, auf der südlichen Halbkugel des Herbstäquinoctium. 
§. 20. Man kann der künstlichen Erdkugel in ihrem Hori¬ 
zont eine dreifache Lage geben, um die dreifache Sphäre zu 
versinnlich'n, unter der die Menschen leben. Bei der geraden 
Sphäre, unter welcher die Bewohner des Aequators leben, 
fallen beide Pole in den Horizont. Die Bewohner dieser Sphäre 
haben also keine Polhöhe; alle Parallelkrcise stehen senkrecht auf 
dem Horizont, der sie sämmtlich halbirt, so daß die Himmels¬
	        
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