Full text: D. Christian Gottfried Daniel Stein's kleine Geographie oder Abriß der gesammten Erdkunde für Gymnasien und Schulen

12 Einleitung. 
§. 24. Die Länge und Breite eines Ortes zusammen 
bestimmen erst seine wahre Lage, indem der Meridian und Pa- 
rallelkreis des Ortes sich in einem Punkte durchschneiden. Daher 
nennt man die Bestimmung der Länge und Breite eines Ortes 
dessen geographische Ortsbestimmung. Auf den Land- 
und Seecharten ist die Lange und Breite in der Einfassung der 
Charte gezeichnet. Die von oben nach unten gezogenen Linien 
stellen die Meridiane, die von der Linken zur Rechten laufenden 
die Parallelkceise vor. Oben und unten quer wird die Lange 
gezählt; rechts und links auf- oder abwärts, je nachdem das 
Land auf der nördlichen oder südlichen Halbkugel liegt, zahlt 
man die Grade der Breite. Der Durchschnittspunkt zweier 
solcher Linien bestimmt die Lage jedes Ortes auf der Charte. 
§. 25. Diejenigen Orte der Erdoberfläche, welche näher 
am Aequator'liegen, und wo also die Sonne das ganze Jahr 
nicht nur auf- und untergeht, sondern sich auch nicht beträcht¬ 
lich vom Scheitelpunkte entfernt, müssen eine größere Wärme 
haben als die, welche näher am Pole liegen und wo die Sonne 
Wochen und Monate lang nicht aufgeht, oder doch von dem 
Scheitelpunkte sebr weit entfernt ist, so daß ihre Strahlen nur 
in sehr schiefer Richtung auffallen. In Bezug auf den allge¬ 
meinen Wärmegrad hat man daher die Erdoberfläche in fünf 
Zonen, Erdstriche oder Erdgürtel eingetheilt. 
§. 26. Die heiße oder tropische Zone erstreckt sich 
vom Aequator an, auf jeder Halbkugel bis zum Wendekreise, 
und umgiebt also die Erdkugel als ein 47° oder 705 geogr. 
Meilen breiter Gürtel, den der Aequator halbirt. Vermöge 
der ganz oder doch beinahe senkrecht auf diese Zone fallenden 
Sonnenstrahlen ist daselbst das ganze Jahr hindurch die Hitze 
sehr beträchtlich, und wird nur durch den geringen Unterschied 
der Tag- und Nachtlängen, die starke Ausdünstung der Meere, 
hohe Gebirge, anhaltende Regen und Ostwinde einigermaßen ge¬ 
mildert. Aus der Betrachtung des Sonnenlaufes folgt: daß 
unter dem Aequator Tag und Nacht beständig gleich sind, und 
die 4 Jahreszeiten doppelt eintreten müssen; daß zwischen dem 
Aequator und den Wendekreisen schon ein Unterschied der Tag- 
und Nachtlängen bemerkbar wird, und man daselbst zwei Som¬ 
mer und zwei Frühlinge, aber nur einen Herbst und Winter 
haben muß; daß endlich die Jahreszeiten unter den Wendekreisen, 
woselbst der längste Tag 13^ Stunden beträgt, einander ent¬ 
gegengesetzt sein werden. Der Flächeninhalt dieser Zone, 
der ganzen Erdoberfläche, beträgt 3,701,158 □ M. 
§. 27. Vom Wendekreise bis zum Polarkreise erstreckt sich 
auf der nördlichen Halbkugel die nördliche gemäßigte, auf 
der südlichen die südliche gemäßigte.Zone, jede in einer
	        
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