Das chinesische Reich.
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reißendem Lauf den breiten uns unbekannten Alpengürtel auf der
Ostgränze Tübets mit Südrichtung bis zur Provinz Pünnan, wo
er von den Gebirgen zurückgeworfen erst nach O.-, dann N. und
N. O. umlenkt, durchbricht bei Tschon-king eine hohe Gebirgs-
mauer mit 30 Wasserfällen, hat noch an der Ostgränze der Pro¬
vinz Setschuen gefährliche Stromschnellen, und tritt erst bei der
Stadt Kin-Tscheu völlig in das Flachland. In diesem unteren
Lauf strömt er ruhig mit vielen Serpentinen, bildet mehrere
Seen, ist vom See Tongting an selbst für Kriegsschiffe befahrbar,
und nimmt zuletzt ganz den Charakter eines Süßwassernieeres an.
Von Seefischen belebt, von unzähligen Schiffen bedeckt, mit
Schiffsoörfern besetzt, strömt er zwischen reichen und übervölker¬
ten Ufern, an denen sich Stadt an Stabt reiht, über Nanking
in den Ostocean. Den Namen Pang - Tst - Kiang führt er nur
im unteren Lauf, im Oberlauf heißt ec Ming- Kiang (Schluch¬
ten -Strom), sonst im unteren Lauf auch Ta-Kiang (großer
Strom) und Lan- Kiang (blauer Strom) von seiner ruhigen
Klarheit. Unter seinen Nebenflüssen sind die wichtigsten der Ialong,
Mahu, Kialin^ und Han; die Länge seines Laufes schätzt man
über 000 M. ^ 5) Der Si-Kiang, entspringt in Pünnan,
und fließt nach O. im S. des Nan - ling zur Bucht von Kan-
tong. Diesen natürlichen Wasscrreichthum ihrer nach W. und O.
fließenden Ströme haben die Chinesen durch ein höchst bewun-
drungswürdiges Kanalsystem vermehrt, welches von N. nach S.
gehend alle diese Flüsse durchschneidet und.verbindet. Als unüber¬
troffenes Riesenwerk in dieser Art steht der Pün-liang oder
Kaiserkanal da, der Stamm gleichsam unzähliger Nebenäste,
welcher 120 M. lang den ganzen Küstenstrich durchschneidet, 200 —
1000 F. breit ist, bald tief in Berge einschneidcr, bald durch
Seen oder auf hohen Dämmen über weite Sümpfe führt, und
fast überall fließendes Wasser hat. So findet denn mit einer sehr
geringen Unterbrechung eine künstliche, 320 M. lange Wasserstraße
statt zwischen Kantong und Peking, dem N. und S. des Reichs.
Produkte China's: Gold, Silber (nicht stark benutzt),
Kupfer (auch weißes), Magnet, Blei, Zinn, Eisen, Quecksilber,
Marmor, Bergkrystallc, Salz, Steinkohlen, Porzelan- u. a. Erden,
Zinnober, Edelsteine; Getreide, Reis, Obst, Südfrüchte, Ananas,
Indigo, Betel, Galgant, Tabak, Wein, Rhabnber, Baumwolle,
Thee, Zucker, Kampher, Maulbeer-, Firniß-, Wachs-, Eisen-,
Leim-, Rosenholz-, Seifen-, Talg-, Cujava- Litschi- - u. a.
Baume, Bambusrohr; Kamele, Pferde, Rinder, Schafe, Schweine,
Bisamthiere, Löwen ohne Mähnen, Hirsche, wilde Schweine,
Gold- und Siberfasane, Kormorane oder Seeraben (die zum Fisch¬
fang gebraucht werden), Fische (Goldfische), schöne Schmetterlinge,
Seidenraupen rc.