493
das den Ouarzsand dieses Gesteins zusammenhält, ist in der Hegel kohlensaurer
Kalk. Es ist leicht einzusehen, daß Zandstein, wo er der Einwirkung des Regen¬
wassers ausgesetzt ist, im Laufe der Zeit zu seinem Ouarzsand verwittern muß.
Nur der Ouarz setzt der Ruflösung durch Wasser einen fast nnüberwindlichen
Widerstand entgegen, weshalb auch die Wasser aus dem Urgebirge fast chemisch
rein wieder zutage kommen.
Ruch der F r o st übt eine große zerstörende Wirkung auf das Gestein aus.
Die geringe Ausdehnung, die das Wasser beim Gefrieren erfährt, bewirkt, daß
das in feine Spalten und höhlen eingedrungene Negenwasser im strengen Winter
das Gestein zu sprengen vermag, (Man beobachte die bei eintretendem Tauwetter
von den Felswänden herabfallenden Steine!) Ebenso lockert das in die harte
Erdscholle eingedrungene Regenwasser beim Gefrieren die Verbindung ihrer
feinsten Teile und läßt sie bei Tauwetter in feinen Grus zerfallen. (Beobachtung
dieses Vorgangs im ersten Frühjahr!) Roch auffallender sind die Zerstörungen,
welche die Gletscher des Hochgebirges am Gestein anrichten. Das Gletschereis
schiebt sich, einem zähen Strom gleich, langsam, aber unaufhaltsam in der Tal¬
rinne talabwärts- es löst am Grunde und an den Seiten der Talwand die durch
das Gefrieren gelockerten Gesteinmassen ab, schiebt sie als Geröllwülle unter
und neben und vor sich her (Grund-, Seiten- und Stirnmoräne) und zerreibt
sie auch wohl zwischen Eis- und Felsgrund zu einer zähen, lehmartigen Klasse.
Ruf seinem Rücken aber trägt der Gletscher die von den Felswänden herab¬
gestürzten Gesteinblöcke und Felsbrocken zu Tal und läßt sie an seiner Stirnseite
nach Abschmelzen des Eises liegen, wenn sich nicht ihrer gar der am Ende jedes
Gletschers hervorbrechende Gletscherbach bemächtigt und sie in seinem Strudel
mitreißt. Für Deutschland haben die Gletscher keine Bedeutung mehr- doch
haben sie in einer weit zurückliegenden Zeit, der sog. Eiszeit, auch in unserer
Heimat eine große Rolle gespielt.
Außerdem kommt noch der Sturm in Betracht, aber weniger als
zerstörende Kraft, denn als Beförderungsmittel, wer hätte nicht schon ge¬
sehen, wie der Gewittersturm Wolken von Staub, Sanö und leichter Erde in die
höhe riß und sie über Felder und Wälder, Felsen und Häuser dahintrug? 5ln
windstillen Orten kommen die mitgeführten Stoffe wieder zur Ruhe und ver¬
stärken dort im Laufe der Zeit die Erdschicht oft um ein Beträchtliches, wie
groß die Wirkung starker winde sein kann, ist daran zu ermessen, daß starke
Stürme die an den Küsten der Ostsee von ihnen selbst aufgeworfenen Dünen
wieder abtragen, ganze wiesen und Felder, ja sogar ganze Wälder und Ort¬
schaften mit dem feinen Sande bedecken und die Menschen zum verlassen
ihrer Wohnsitze zwingen, („wandernde Dünen".)
Die Natur wirkt aber nicht bloß zerstörend- dem Rbtragen, Fortführen
und Ruflösen auf der einen Seite muß notwendig ein herbeitragen,
Rnführen und Reubilden auf der anderen Seite entsprechen,- denn es
gilt als oberstes Grundgesetz im Haushalt der Natur, daß kein Stäubchen, kein
Körnchen und kein Tröpfchen verloren gehen kann.
Die Düne, die an der einen Stelle abgetragen wird, türmt der wind
an einer anderen wieder auf. Die Felsblöcke, die der Sturzbach in seinem
Bette mitreißt, bleiben da liegen, wo der Bach in einem flacheren Gelände