Object: Die Neubildung der europäischen Kulturwelt durch Christentum und Germanentum (Hauptteil 2)

Die endgültige Teilung des Reiches. Die weitere Entwicklung der Teilreiche. 41 
Ludwig erscheint somit als der erste deutsche König. Doch war das Gefühl 
der Zusammengehörigkeit in den deutschen Stämmen noch nicht sehr groß. 
Nach außen hin litt das Reich unter den Einfällen der Normannen; 
diese kamen auf ihren kleinen, flinken Schiffen aus Skandinavien, plün- 
derten die deutschen Küsten und fuhren sogar die Ströme aufwärts (so 
bis Hamburg, ja sogar bis Köln). Ferner bildete sich im Osten ein Groß- 
mährisches Reich, das, von Mähren ausgehend, alle Slaven zusammen- 
zufassen suchte und dadurch für Deutschland gefährlich wurde. — Ludwigs 
jüngster Sohn 
Karl der Dicke (876—887) erbte nach dem Tode seiner Brüder und 
Verwandten ganz Ostfranken, Burgund und Italien nebst der Kaiserkrone; 
auch in Westfranken wurde er mit Umgehung eines minderjährigen Prinzen 
zum König gewählt. Er vereinigte also nochmals auf kurze Zeit das ge- 
samte Reich Karls des Großen. Doch erwies sich der schwächliche und kränk- 
liche Herrscher als unfähig. Statt z. B. die Normannen, die u. a. auch 
Paris belagerten, tatkräftig zu bekämpfen, erkaufte er ihren Abzug durch 
ein Lösegeld und gewährte ihnen sogar in Burgund Winterquartiere. 
Deshalb wurde er auf einem Reichstag zu Tribur (südöstl. v. Mainz) 887 
abgesetzt. In Deutschland folgte sein Neffe 
Arnulf von Kärnten (887—899). Dieser besiegte die Normannen 
bei Löwen (südöstl. v. Gent) und machte dadurch ihren Einfällen nach 891 
Deutschland ein Ende. Auch die Mähren bekämpfte er erfolgreich mit 
Hilfe der Ungarn (Magyaren), eines finnisch-mongolischen Reitervolkes, 
das aus den Steppen am Ural ins Theiß- und Donautiefland eingewandert 
war. Infolgedessen löste sich das Großmährische Reich auf. Arnulfs kränk- 
licher Sohn 
Ludwig das Kind, der als 7 jähriger Knabe den Thron bestieg, war j 911 
der lepe Karolinger in Deutschland. Unter ihm drohte das Reich aus- 
eiuanderzusallen. Im Innern litt es durch fortwährende Fehden der 
Großen, von außen her durch die Einfälle der Ungarn. 
Die Nngarneinfälle. Nachdem die wilden Magyaren das mährische Reich 
vernichtet hatten, erschienen sie, alles verwüstend, in der Bayerischen Ostmark. 
In einer blutigen Schlacht, vermutlich an der Ennsburg (östl. d. Enns), unterlagen 907 
die Bayern; deren tapferer Markgraf Luitpold der Schyre, Stammvater 
des Hauses Wittelsbach, starb mit vielen geistlichen und weltlichen Großen den 
Heldentod. Die Bayerische Ostmark ging verloren. Luitpolds tatkräftiger Sohn 
Arnulf rettete dann durch seinen Sieg bei Otting a. Inn (unweit v. Mühldorf) 913 
die bayerischen Stammlande, konnte aber die Ungarn nicht hindern, verheerende 
Streifzüge nach Schwaben und Franken, Thüringen und Sachsen zu unter- 
nehmen. 
Das Wiederaufleben der Stammesherzogtümer. Den inneren Wirren 
und den äußeren Feinden gegenüber hatte sich das Königtum der späteren Karo-
	        
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