Full text: Beschreibung der Erdoberfläche

IV 
res und Calcutta, von den Nebenflüssen desselben nur den 
Jumna und Burremputer beibehalten. Doch gebe ich hierbei 
zu bedenken, wie viele geographische Kenntnisse in unserer Zeit, 
da alle Länder der Erde in so inniger Verbindung mit einander 
flehen, auch nur zum Verständniß eines Zeitungsblattes gehö¬ 
ren; wer läse aber nicht früher oder später Zeitungen? 
# Es ist, wie es sich von selbst versteht, keineswegs meine 
Meinung, daß die Schüler sich alle angegebenen numerischen 
Größen der Berghöhen und Flußlängen ins Gedächtniß prägen 
sollen; mögen sie nur einige der wichtigsten merken. Am be¬ 
sten dürfte es seyn, wenn jeder Schüler die bedeutendsten Berg¬ 
höhen und Flußlängen auf bekannte Weise nach den Angaben 
des Lehrbuchs durch Zeichnung darstellte. 
Sehr peinlich ist es für den Lehrer, wenn die beim Un¬ 
terrichte benutzten Karten nicht mit dem Lehrbuche übereinstimmen. 
Bei den Flüssen hat es keine Noth, dagegen die Kartendarstel¬ 
lung vieler Gebirge ganz von der Natur abweicht, besonders 
solcher, welche, wie z. B. das norddeutsche, von Flüssen durch¬ 
schnitten werden. Es ist peinlich, sage ich, wenn der Lehrer 
die Karte mündlich vervollständigen soll. Amerika ist bei seinen 
verhältnißmäßig einfacheren Gebirgszügen aus vielen Karten ziemlich 
richtig dargestellt, daher es fast rathsam ist, diesen Welttheil 
beim Unterricht den übrigen vorauszuschicken. 
Ich hege übrigens die gewisse Hoffnung, daß die von 
Herrn I. Perthes angekündigten Wandplanigloben — zu denen 
sich nur noch eine specielle Wandkarte von Europa gesellen möchte 
— die Wünsche der Lehrer befriedigen werden. Ein munterer 
Gebrauch solcher Wandkarten, welche ohne alle Namen seyn 
müssen, belebt den Unterricht, wie ich dies selbst erfahren, ganz 
außerordentlich. Bald zeigt der Lehrer auf Orte, Flüsse rc. und 
fragt nach den Namen; bald fodert er die Schüler auf, der¬ 
gleichen Orte rc. auf der Karte zu zeigen; bald veranlaßt er die 
Schüler, sich gegenseitig zu examiniren. Das Kartenbild prägt 
sich auf diese Weise dem Gedächtniß unglaublich ein. 
Ich muß hier schließen, um dem kurzen Lehrbuche nicht 
eine gar zu lange Vorrede über das Lehren voranzuschickcn; ei¬ 
niges dahin Gehörige habe ich auch in meinem großem Lehr¬ 
buche der Geographie gesagt. Möchten die Herren Lehrer, 
welche sich des gegenwärtigen Büchleins bedienen, mir gefälligst 
ihre hierbei gemachten Bemerkungen mittheilen, um dieselben 
bei einer etwanigen neuen Auflage berücksichtigen zu können. 
Berlin, den 3. September 1832. 
K. v. Raumer.
	        
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