22 
Nacht Punkt 12 Uhr kulminirt und beobachtet ihn morgen wieder, so 
wird man finden, daß er schon beinahe 4 Minuten vor 12 Uhr wie¬ 
der seine höchste Stelle erreicht hat. Nach etwas mehr als 15 Tagen 
geschieht das schon um eine Stunde eher. 
Die Sonne kulminirt demnach jeden Tag um beinahe 4 Minu¬ 
ten später, als die Sterne, fie bleibt also jeden Tag um etwa 4 Mi¬ 
nuten hinter den übrigen Sternen zurück. Während fie also an der 
täglichen scheinbaren Bewegung der Himmelskörper von Ost nach West 
Antheil nimmt, hat sie doch allem Anscheine nach noch eine besondere 
-Bewegung von West nach Ost. 
Die Zeit des scheinbaren täglichen Umlaufs der Sterne nm die 
Erde nennt man einen Sternentag, die Zeit des Umlaufs der 
Sonne einen Sonnentag. Ein Sonnentag ist also gegen 4 Mi¬ 
nuten länger, als ein Sternentag. 
Bei dieser von West nach Oft gehenden Bewegung muß die 
Sonne endlich nm den ganzen Himmel herumkommen. Wenn sie 
also heute bei einem gewissen Sterne steht und von diesem nun weiter 
und weiter zurückweicht, so muß sie nach einer gewissen Zeit wieder 
mit demselben Sterne zusammentreffen. Das geschieht, wie genaue 
Beobachtungen ergeben haben, nach 365 Tagen 5 Stunden 48 Mi¬ 
nuten 45 Sekunden, und diesen Zeitraum nennt man bekanntlich eirr 
Jahr. Die Zeit eines Jahres ist also durchaus nicht willkürlich an¬ 
genommen, sondern wird bestimmt durch diesen — wirklichen oder 
scheinbaren — Umlauf der Sonne um die Erde. Daher hat also ein 
Jahr 365 Tage, und weil der Umlauf noch beinahe 6 Stunden mehr 
beträgt, wird aller 4 Jahre ein Tag eingeschaltet. Da das aber 
wieder etwas zu viel ist, läßt man alle hundert Jahre den Schalttag 
wieder ans, unb »veil das wieder zu wenig ist, wird alle vierhundert 
Jahre der Schalttag wieder hinzugenommen. *) 
Die scheinbare Sonnenbahn. Die Bahn, welche auf diese 
Weise die Sonne alljährlich zurücklegt, nennt man die Sonnenbahn 
oder Ekliptik, die man sich als eine rings nm das hohle Himmels¬ 
gewölbe gezogene Linie denken kann. Sie führt an bestimmten Sternen 
vorüber und geht so durch gewisse Sternbilder. Das sind die 12 
Sternbilder (die 12 himmlischen Zeichen) des Thierkreises (Zodiakus), 
der darum so heißt, weil bei vielen von den Sternbildern, die diesen 
um den Himmel gehenden Streifen einnehmen, der Name von Thieren 
*) Vor der Zeit des Jul. Cäsar rechnete man das Jahr nur zu 365 Tagen, 
also zu kurz, und weil auf diese Weise endlich Unordnung in der Zeitrechnung 
entstanden war, so traf Julius Cäsar die Einrichtung, daß jedes vierte Jahr 
sSchaltjahrj zu 366 Tagen angenommen wurde. Da aber auch diese Annahme 
noch nicht mit dem wirklichen Jahre übereinstimmte und im Jahre 1582 n. Chr. 
der Frühlingsanfang nicht auf den 21., sondern auf den I I. März siel, so ver¬ 
ordnete Papst Gregor XIII., daß man nach rem 4. Oktober d. I. gleich den 
15. Okcober schreiben und daß man alle 400 Jahre 3 Schalttags auslasten 
sollte. Diesen neueingerichteten Kalender nennt man den Gregorianischen. Die 
Protestanten haben ihn erst später und die Russen und Griechen noch gar nicht 
angenommen.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.