Full text: Handbuch der Geographie für die Jugend

Italien (Sicilien). 167 
ren es wirkliche Gegenstände. Man nennt diese Erscheinungen Fata Mor—⸗ 
gana oder Seegesichte. — Viele kahle Bergrücken durchziehen die Insel, 
doch ist der Boden fruchtbar; Italiens Produkte gedeihen hier am üppigsten; 
Sicilien hieß ehedem die Kornkammer Italiens. Die Sommerhitze ist groß, wird 
aber oft durch Seewinde gemäßigt. Oft regnet es in vielen Monaten nicht, 
oft will es zu regnen nicht aufhoͤren. Ungeachtet der Fruchtbarkeit des Lan⸗ 
des find doch die Sicilianer wegen fehlerhafter politischer Einrichtungen nicht 
reich, namentlich stehen Gewerbefleiß und Handel auf niedriger Stufe; doch 
ist in neuerer Zeit mehr dafür geschehen. Man hält die Sicilianer für wenig 
betriebsam, aufgeregt, aber für gastfrei und gutmüthig. 
Das Land wird in 7 Intendanzen eingetheilt. 
aa) Palermo mit der Hauptstadt Palermo. Sie liegt am Meere, hat 
130,000 Inw., einen Erzbischof, eine Universität, 60 Pfarrkirchen, 79 Klöster, einen 
Hafen und treibt Handel. Zwei große Straßen durchkreuzen sich, und bilden im 
Durchschnittspunkte einen schͤnen mit Statuen und Fontainen gezierten Platz, Ma— 
no genannt. In einer Gruft des Kapuninerklosters vor der Stadt verwesen die 
Leichen nicht; Vornehme lassen hier häufig die Leichen ihrer Angehörigen beisetzen, 
und besuchen sie noch oft. Am Feste der h. Rosalie, den 4. September, welches drei 
Tage dauert, wird das silberne Bild derselben auf einem 80 Fuß hohen Gerüste, 
welches mit Orangenbäumen und Musikern besetzt ist, von 56 prächtig ausgeputzten 
Maulthieren durch 28 Postillons nach dem Marino, dann nach dem Hafen gefahren; 
am lehten Abend wird die Kirche, in welcher das Grab der h. Rosalie ist, mit Spie— 
geln behängt und mit 20,000 Kerzen erleuchtet. Sicilianische Vesper 1282; Empörung 
don 1848. — Montereale liegt auf einem Berge, und hat 12,000 Inw. Eine mit 
Landhäusern besetzte Landstraße führt von Palermo hieher. 
bb) Trapani, wo Trapani, große befestigte Stadt mit 26,000 Inw., zu— 
gleich eine Festung. In der Nähe liegt der Berg Erynx, auf welchem ehemals ein 
Venustempel stand. Jetzt befindet sich an dem Berge ein Karmeliterkloster, in dessen 
Kirche ein Gnadenbild der Mutter Gottes, Madonna de Trapani genannt, wel— 
ches von vielen Wallfahrern besucht wird. 
ee) Girgentin(pr. Dschirdschenti) wo die Stadt Girgenti, das Agrigen— 
tum der Alten, eine Seestadt mit 18,000 Inw. Man treibt Handel mit Korn. Nahe 
dabei ist der Macaluba (d. h. Zerstörung im Arabischen), ein Vulkan auf ebenem 
Boden, der aber nicht Feuer sondern Koth auswirft, welches oft mit Erdstößen ver— 
bunden ist. 
dd) Messina, wo die Stadt Messina an der Meerenge, mit 85,000 Inw. 
Im J. 1783 wurde sie durch ein Erdbeben fast ganz zerstört, daher haben die mei⸗ 
sten Häuser nur ein einziges Stockwerk. In der Benediktinerkirche ist die schönste 
Orgel Italiens. Die Stadt hat Seidenfabriken, und treibt Handel mit Seide. Zu 
dieser Intendanz gehören die liparischen Inseln, z. B. Upari, Stromboli, Vol— 
kano. Sie haben viel Wein, Feigen, Baumwolle und Schwefel. Volkano hat einen 
Vulkan, Stromboli aber ist ein aus dem Meere hoch hervorragender, immer bren— 
nender, rauchender und donnernder Feuerberg, was besonders des Nachts einen furcht— 
bar prächtigen Anblick gewährt; doch wird er von etwa 1000 Menschen bewohnt. 
ee) Catania, wo die Stadt Catania mit 60,000 Inw., von denen 20,000 
in den Seidenfabriken arbeiten sollen. Hier ist eine Universität. Man feiert hier das 
Fest der h. Agatha, wie zu Palermo das Rosaligfest, und handelt mit Seide und 
Eis. Das Eis bekommt man von dem 10,000 Fuß hohen Aetna, bei den Italie— 
nern Gibello genannt, an dessen Fuße die Stadt liegt. Der Aetna ist ein Vulkan, 
u unten 20 Stunden Umfang und steht abgesondert in einer Ebene. Man braucht 
nnn. ihn zu ersteigen. Unten ist die wärme Region des Berges, wo die besten 
rüchte wachsen. Drei Stunden höher ist die waldige Region, wo mächtige Eichen
	        
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