Full text: Handbuch der Geographie für die Jugend

168 Italien (Malta). 
und Kastanienbäume stehen. Ein Kastanienbaum birgt 100 Pferde unter seinen Zwei⸗— 
gen. Oben auf dem Berge ist die wüste Region; hier sieht man nichts als Schnee, 
Eis und Asche. Der Aetug wüthet nicht so oft, wie der Vesuv, aber er dampft im— 
mer, und sein Rauch hüllt oft einen großen Theil Sieciliens ein, welches für die 
Augen sehr unangenehm ist. 
s) Siragossa, wo die Stadt Sirigossa, das Syrakus der Alten, mit 
18,000 Inw. Das alte Sirakus hatte über eine Million Inwohner, vom ihm sind 
in der Umgegend noch großartige Ruinen zu sehen. Der hiesige Dom war ehemals 
ein Tempel der Minerva. Bei der Stadt fnd Steinbrüche mit großen Höhlen; eine 
Höhle, 750 Fuß lang und 50 Fuß hoch, hat die Gestalt eines menschlichen Ohres, 
und heißt Dionysiusohr, weil Dionysius, als er über Syrakus herrschte, hier 
Gefangene belauschte, deun der leise Schall verstärkt sich in dieser Höhle. Bei der 
Stadt in den Sümpfen der Küste wächst üppig und häusig die ägyptische Papyrus— 
staude, aus welcher hier noch Papier bereilet wird. — Beim Dorfe Melili (spr. 
Melilji) sind die mit Quendel reich bewachsenen hübläischen Hügel, daher 
die Bienen hier so trefflichen Honig liefern; auch bauet man Papyrus und Zuckerrohr. 
gg) Caltanibetta (spr. Kalaschibetta) mitten auf der Insel, wo die Stadt 
Caltanisetta mit 17,000 Inw. 
9M Die Ansel Malla. 
Malta nebst den Inselchen Gozzo und Commino liegt südlich von 
Sicilien, ein aus dem Meere hervorragender Kalkfelsen, nur spärlich mit 
Erde bedeckt, die man auf Schiffen von Sicilien herübergeholt hat. Auf ganz 
Malta findet man nur eine Wasserquelle. Die Küsten haben rings herum 
Festungswerke oder von Natur steile Felsenwände. Bäume findet man wenig, 
auch bauet man nicht hinlänglich Korn, aber köstlichen Wein, treffliches Obst 
und edle Früchte, die besten Orangen in Europa, Baumwolle in ungeheurer 
Menge, vorzüglich schöne Blumen; die Rosen blühen auch im Winter. Das 
Klimä ist herrlich und gesund, die Hitze durch die reine Seeluft gemildert. 
Alle drei Inseln sind üur 10 IMellen groß, enthalten aber doch 14 In— 
wohner; kein Land des Erdbodens ist so volkreich. Die Malteser sprechen ein 
schlechtes Arabisch, die Vornehmen aber Italienisch, und sind ein sehr fleißi⸗ 
ges gesittetes katholisches Volkchen. Die Frauen sind einfach und sittsam ge— 
kleidet; sie tragen einen weiten, schwarzen Ueberwurf, einen großen Mantel, 
wie die Weiber im Morgenlande, die jedoch die weise Farbe vorziehen. — 
Bis 1798 unter Napoleon war die Jusel das Eigenthum eines geistlichen 
Ritterordens, welcher der Malteserorden heißt, und gegen die muhammedani⸗ 
schen Seeräuber einen ewigen Krieg führte. Der Großmeister des Ordens war 
Landesherr auf der Insel. Jetzt ist Malta in den Händen der Engländer, welche 
hier 2000 Mann Truppen liegen haben. Weil diese Felseninsel wegen der Beherr⸗ 
schung des Mittelmeres so wichtig ist, haben von jeher Griechen, Carthager, 
Römer, Vandalen, Gothen, Araber und Normannen um dessen Besitz gekämpft. 
La Valette, die Hauptstadt auf Malta, liegt auf der Ostküste am Meere, 
hat 60,000 Inw. und 5 äußerst stark befestigte Häfen; die furchtbaren Kanonen kön— 
nen jedem feindlichen Schiffe das Einlaufen wehren. Der Palast des ehemaligen 
Großmeisters ist sehenswerth, eben so die prächtige ehemalige Ordenskirche des h. 
Johannes, mit vielen durch Kunst ausgezeichneten Grabmälern von Ordensmeistern 
und Rittern, unter andern des berühmten und unerschrockenen Großmeisters La Va⸗ 
lettte, der 1565 die Stadt siegreich gegen die Macht der Türken vertheidigte,
	        
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