189 Das Kaiserreich Frankreich.
sund schlecht, die Schaso und Esel aber gut— An Eisen, Steinkohlen
u. s. w. ist das Land sehr reich. Auf den Hochgebirgen hausen Bären,
Gemsen und Murmelthiere. — Zu dem Produktenreichthum kommt noch das
treffliche Fabrikwesen des Landes, indem die Franzosen ihren Fabrikaten ein
gefälliges Aeußere zu geben wissen, so setzen sie vieles an Ausländer ab, und
locken fremdes Geld in's Land. Im Reiche der Moden sind die Franzosen
einmal seit MWO Jahren die Gesetzgeber. Mit dem Gewerbfleiße sind 3 Mil—
lionen Arbeiter, unterstützt von 6000 Dampfmaschinen, beschäftigt, zum jähr⸗
lichen Werthe von 960 Millionen Gulden. Am bedeutendsten sind die Leistungen
in Seiden⸗ Wollzeug- und Baumwoll-Gewebe, Papier, Tapeten, Uhren, Glas—
waaren, Bijouterlen, Porzellan, Galanterie- und Moden-Wagaren. Der bedeu—
lende Handel wird durch die Lage des Landes, durch schiffbare Flüsse, durch
70 Kanãle mit einer Länge von 500 Meilen, und durch Eisenbahnen, von
denen am Schlusse des Jahres 1848 schon 298 Meilen dem öffentlichen Ge—
brauche, übergeben waren, sehr gefördert. Der Ackerbau steht indeß nicht auf
hoher Stufe.
Verfassung. Frankreich war bis 1848 ein konstitutionelle Monarchie.
Seitdem Napoleon abgesetzt wurde, war die Charte von Ludwig XVII.
gegeben, das Grundgesetz des Staates. Der König hatte die vollziehende Ge—
Pdalt, die gesetzgebende theilte er mit den Kammern, welche er jährlich be—
rief. Zur Pairskammer (pr. Pärs ) gehörten die Prinzen, und die—
jenigen vornehmen Personen, welche der König zu Pairs ernannte. Zur De—
putirtenkammer gehörten die Deputirten des Volkes, welche von den
Leichsten Gutsbesitzern gewählt wurden. Die Anzahl der Pairs war unbestimmt,
(etwa 300), die Anzahl der Deputirten 428. Seitdem im Juli 1830 König
Karl X. (om Hause Bourbon) vertrieben wurde, regierte Ludwig Phi—
lipp aus dem Hause Orleans. Die Februarrevolution von 1848 zwang auch
den Letztern zur Flucht, darauf wurde Frankreich eine Republik mit einem Prä—
sidenten (Louis Napoleon) an der Spitze und mit einer Kammer. Es war
borauszusehen, daß diese Verfassungsart in dem großen und von Parteien
stets bewegten Lande nicht lange Bestand haben werde. So ist es seit 1862
äin Kaiserreich, und der ehemalige Präsident jetzt Kaiser Napoleon III.
Inwohner. Außer den eigentlichen Franzosen, die dem romanischen
Stamme angehören, sind im Lande, namentlich in Elsaß und Lothringen,
(auch in der Stadt Paris als Angesiedelte) 2 Millionen Deutsche, 1 Mil—
on Bletonen, 150,000 Basken, 9000 Zigeuner und 74 000 Juden. Die
Franzosen rechnen sich zu den gebildetsten Rationen der Erde, und es gibt
auch wirklich im Lande Mademien, geistliche Seminarien, Schulen für Künste,
Wissenschaften und Gewerbe, gelehrte Vereine und Bibliotheken genug; aber
es fehlt sehr an guten Volksschulen, und bei den jährlichen Truppenaushebun⸗
gen zeigt es sich, daß wenigstens der dritte Theil der jungen Leute nicht
lesen und schreiben kann. Sie haben einen offenen Kopf, ihre Gedanken sind
klat, und werden von ihnen mit Bestimmtheit ausgedrückt. Sie sprechen leb—
haft, viel, geläufig und zierlich. Die Franzosen in den Städten lieben den
Putz, und wechseln schnell ihre Moden; Veranderlichkeit und Eitelkeit sind
überhaupt den Franzosen eigen. Der einfache Kleinstädter und Bauer bedient
sich in manchen Gegenden eigenthümlicher Trachten, die er seit Jahrhunder—
len nicht gewechselt; hat. — In großen Städten herrscht viel Lasterhaftigkeit
Und Unglaube, aber der Landmann, selbst der arbeitende Bürger in kleineren