Full text: Handbuch der Geographie für die Jugend

Asien (China). 379 
und ist besonders berühmt durch den Porzellanthurm. Dieser hat über dem Tem— 
pelgeschoß noch 9 Stocwerke, ist achteckig, 200 Fuß hoch, von Ziegeln gebant, nur 
mit Poͤrzellan belegt und jedes Stockwerk hat 8 Fenster, zwischen denen immer ein 
seltsamer Thierkopf hervorfieht, der ein Schellchen im Munde trägt. Die 72 Schellen 
sind ein beständiges Spielwerk der Winde. Dieser Thurm soll unlängst durch die 
bandalischen Rebellen sehr gelitten haben. Von Nanking sollen die Nankinzeuge ihren 
Namen haben. 
Canton, eine berühmte Seestadt, hat 900,000 Inwohner, von denen der 
dritte Theil auf 60,000 kleinen Fahrzeugen (Schampanen) auf dem Flusse Pekiank 
wohnt, und nicht anders an's Land kommt, als um nöthige Lebensmittel anzukaufen?). 
Canton ist die bedeutendste Stadt China's, die dem Handel der Europäer offen steht, 
und als Mittelpunkt des europäisch-chinesischen Handels anzusehen. Vielfältige 
Plackereien müssen sich die europäifchen Kaufleuüte dabei gefallen lassen. So werden 
z. B. die ankommenden Schiffe haarklein durchsucht, mit einem unerhörten Zoll be— 
legt, auch dürfen die Fremden nicht in die Stadt kommen, sondern müssen in den 
Volstädten bleiben. Die Chinesen erlauben sich zudem alle nur möglichen Betrü— 
gereien im Handel, z. B. einem dummen Europäer ein Stück Holz, das künst— 
lich mit einer geräucherten Schwarte überzogen ist, für einen Schinken zu verkaufen, 
oder ein geschlächtetes Schwein mit Pflastersteinen zu füllen, damit es schwerer wiege. 
— Vor Canton liegt die kleine Insel Makao (spr. Massao), mit 35,000 Inw, 
deren Hauptstadt gleichen Namens den Portugisen gehört, sie zahlen für dieselbe aber 
jährlich 100,000 Butkaten Tribut. Die Stadt Malago liegt auf der Südspitze der In⸗ 
sel, hat 12,000 Inw. und ist durch eine von den Chinesen erbaute Mauer mit einem 
einzigen strenge bewachten Thore von der übrigen Insel abgesondert. — Die für den 
Handel überaus wichtige Insel Hongkong in der Nähe gehört seit 1841 den Eng— 
ländern, hat manche Aehnlichkeit mit Helgoland und einen guten Hafen. Die neu— 
angelegte Stadt Victoria zählt 16,000 Inw,, besitzt bedeutenden Handelsverkehr, und 
ist der vorzüglichste Landungsplatz für die Schiffe, die aus nördlichen Gewässern kom— 
men. Die bedeutenden chinesischen Häfen: Kantong, Amoy, Fu—-tscheu-fu, Ningpo und 
Schanghai wurden den Europäern geöffnet. Ueberhaupt ist nach dem letzten Friedens— 
schlusse mit England 1843 der Verkehr mit den Fremden nicht mehr zu meiden, und 
so wird die Absperrung gegen Fremde und fremde Einflüsse nicht lange mehr durch— 
zuführen sein. China besitzt noch viele große und sehr bevölkerte Städte: Singnanfu 
mit 3200,000, Sutschenfu mit 600,000, Schanghai mit 300,000, Ningpo mit 
Mill., Watschanfu mit 600,000, Hangtscheufu mit 1Mill. Inw. 
Ueber die Städte China's liefert uns der katholische Missionar Laribe 
folgendes Bild: 
„Die 18 Provinzen des eigentlichen China's haben sehr viele Städte mit 
Ringmauern, nämlich 188 Fus oder Städte vom ersten Range, 237 Tschus oder 
Städte vom zweiten Range und 279 Hiens, Städte vom dritten Range. Festungs— 
zahlreichen Gemüsegärten und kleinen Feldern zerstreut, einige Hütten liegen, aber 
keine Allee, kein einziger Baum das Auge ergötzt. In dem bewohnten Viertel und 
in der Tartarenstadt durchkreuzen sich nach allen Richtungen zahllose Wagen, Kameele, 
Maulthiere, Packträger und verspekren den Weg. Bewundernswerth sind darin zwei 
Straßen, die eine in der chinesischen, die andere in der tartarischen Stadt. Jede ist 
ungefähr 60 Fuß breit, und durchschneidet die Stadt von einem Thor zum andern. 
Dort besonders schmückt der Chinese seine Buden aus. Nur einige Viertel sind mit 
Steinplatten belegt; sonst überall Staub in trockener Jahreszeit und Koth beim Re— 
gen. In ganz Peking habe ich keine Glasscheibe gesehen; unter den vergoldeten Dach— 
giebeln sind Thurm und Fenster mit papiernen Scheiben angebracht. Nach Sonnen— 
untergang werden keine Lichter angezündet; alles ist finster, und die größte Stille 
herrscht in der Stadt.“ 
*) Auf den Flüssen China's findet man auch (freilich sehr kleine) schwimmende 
Dörfer, welche auf einem festen Holz- und Mauerwerk ruhen.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.