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betn auch in Italien für Spanien eine ansehnliche Vergrößerung, wie
wir später erzählen werden. Aber alle seine und seiner Gemahlin Best-
tzungen gingen nach seinem Tode an ein anderes Geschlecht über.
Ferdinand und Jsabella hatten nämlich einen Sohn und vier
Töchter. Der Sohn, Johann, starb schon 1497, im nächsten Jahre
die älteste Tochter, Jsabella, Gemahlin deß Königs Emanuel von
Portugal, und im Jahre 1500 deren Sohn, Michael. Als vermuth¬
liche Erbin der spanischen Länder war nun die zweite Tochter, die Infan¬
tin Johanne, zu betrachten, seit 1496 vermählt mit dem Erzher¬
zoge Philipp, dem Sohne Maximilians von Oestreich und der Maria
von Burgund, dem als mütterliches Erbtheil die Niederlande zugefallen
waren. Johanne gebar dem Erzherzoge außer vier Töchtern zwei Söhne,
von welchen der ältere der nachherige Kaiser Karl V. war.
Nach Jsabella's Tode (1504) fiel Castilien an Johanne, doch sollte
Ferdinand nach der letztwilligen Verfügung Jsabella's bis zur Großjäh¬
rigkeit seines ältesten Enkels die Regentschaft in diesem Königreiche haben.
Allein der Erzherzog Philipp verlangte die Herrschaft für sich, und als
er im Frühling 1506 nach Spanien kam, fielen ihm die Großen so zu,
daß Ferdinand der Regentschaft entsagen mußte, und Philipp neben seiner
Gemahlin als König anerkannt wurde. Philipp starb aber schon am
25. September 1506 und seine Gemahlin verfiel in Wahnsinn. Nun
bewog der Kardinal Limenez, Erzbischof von Toledo, die Stände von
Castilien, den König Ferdinand zum Regeitten anzunehmen. Ferdi¬
nand starb 1516.
Frankreich. Die Geschichte Frankreichs haben wir (Band II. S. 526) bis
Karl VIII. jUm Tode Ludwigs XL erzählt. Sein Sohn und Nachfolger Karl VIII.
(1483 —1498) war damals erst dreizehn Jahre alt. Er war klein,
mager und bucklig, unter Weibern und gemeinen Leuten aufgewachsen,
und seine Erziehung so vernachlässigt, daß er noch nicht fertig lesen
konnte und sich noch als König in den nöthigsten Kenntnissen unter¬
richten lassen mußte. Es war ihm, nach dem Willen des verstorbenen
Königs, seine Schwester Anna, Gemahlin Peters von Beaujeu, nach¬
maligen Herzogs von Bourbon, zur Seite gesetzt. Ludwig von
Orleans widersprach dieser Verfügung, die ihn seiner Rechte als
Prinz von Geblüt beraubte. Den hieraus entstandenen Zwist beizulegen,
wurde (1484) eine Versammlung der Stände nach Tours berufen. Die
Stände klagten über den Druck der Abgaben, welcher auf dem Volke
laste, über die Vernichtung des Handels und die Besetzung der Richter-
stellen, welche häufig an den Meistbietenden verkauft wurden. Die
Regierung verhieß die Abstellung dieser und noch anderer Mißbräuche.
Der König wurde für volljährig erklärt. Aber nach wie vor galt nur
das Wort der Anna von Beaujeu, die mit starkem Geist den Bruder
wie den Staatsrath beherrschte. Damit war der Herzog von Orleans,
der Gemahl ihrer Schwester Johanna und der erste Prinz von Geblüt,
unzufrieden; er entwarf den Plan, Anna zu verdrängen und sich an
deren Platz zu stellen, der ihm, wie er glaubte, um so mehr zukam,
da er, im Fall der König kinderlos starb, der nächste Thronerbe war.
Es kam zum Bürgerkriege. Aber der Herzog von Orleans wurde bei