— 84 —
Gebirge reich an Wald und Sümpfen ist, so umhüllen häufig Nebel
die Bergkuppen. An Niederschlägen ist das Gebirge nicht arm,
daher sein Quellenreichtum.
Ackerbau kann nur in den tiefer gelegenen Gebieten und in
den Tälern der Gebirge getrieben werden. Aber selbst hier ist er
wenig ergiebig. Er beschränkt sich wegen des rauhen Klimas vor-
wiegend auf Sommerfrüchte, Kartoffeln, Flachs und Futter-
kräuter. Aber auch Roggen, Hafer und Gerste werden angebaut.
Die verwitternden Gesteine, besonders Schiefer und Granit, liefern
einen guten Waldboden, wenngleich der tonige Untergrund wieder
zu ausgedehnter Moorbildung führt. Das Gebirge hat auch einen
großen Wiesenreichtum. Freilich sind die Wiesen oftmals versumpft.
So bietet der Wald die Haupterwerbsquellen des Fichtelgebirges.
Er ist dazu reich an Heidel-, Preißel- und Wacholderbeeren, die
von hier in viele Gegenden Deutschlands verschickt werden.
Die Bevölkerung ist ziemlich dicht. Heute ist die gesamte Be-
Wohnerschaft deutsch, aber zahlreiche Namen von Ortschaften, Flüssen,
Bergen und Fluren weisen daraus hin, daß hier einst wendische
Stämme verbreitet waren. Der größte Teil der heutigen Bewohner
ist protestantisch, nur im Süden, Südwesten, Südosten und Osten
wohnen Katholiken. Im Fichtelgebirge findet sich eine rege industrielle
Tätigkeit, Spinnerei und Weberei, Verarbeitung des Eisens,
das noch in geringen Mengen an Ort und Stelle gewonnen wird,
Glasfabrikation, Glasbläserei, besonders Herstellung von Glas-
perlen. Der Wald ernährt viele Menschen (Holzhauer, Kohlen-
brenner, Beerensammler). Auch die Marmor-, Gneis- und
Kalksteinbrüche sind gewinnbringend. Bausteine, Granitplatten,
Fenstergesimse u. a. werden von hier aus weit verschickt. Rings um das
Gebirge laufen Eisenbahnen, und die Bahn von Nürnberg nach
Eger führt durch das Gebirge. So ist auch der Touristenverkehr
ein größerer geworden. Viele meinen, dem Fichtelgebirge mangele
es an landschaftlichen Schönheiten, es sei ein wenig freundliches Ge-
birge. Wirkliche Kenner desselben schätzen aber seine Schönheiten, be-
sonders seine gewaltigen Felsgruppen. Die dichte Bevölkerung wurde
durch den früher lebhafter betriebenen Bergbau angelockt. Nach
dessen Rückgang wandten sich die Bewohner dann den erwähnten Erwerbs-
zweigen zu. Wenn auch größere Städte dem Fichtelgebirge fehlen, so
sieht man heute doch überall freundliche Dörfer. Das bedeutendste Städt-
chen ist Wunsiedel (5000 Einw.). Es hat eine lebhafte Industrie.
So werden hier u. a. auch Gasbrenner aus Speckstein hergestellt. Wun-
siedel- ist der Geburtsort des Dichters Jean Paul. Die Bahn, welche
westwärts am Fichtelgebirge vorbeiführt, geht über das nördlich von dem
Gebirge gelegene Hof. Es ist bedeutend größer als Wunsiedel (35 000
Einw.) und hat eine lebhaft aufblühende Industrie.