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Gestaltung der Oberfläche hervortritt. Die ganze nördliche
Hälfte des Erdtheils nämlich ist bei weitem ihrem größten
Theile nach ein Tiefland, die ganze südliche ein Hochland,
und die Begrenzung beider bildet eine gerade von Ost nach
West gehende Linie; auch dadurch wird die Bildung größerer
Waffersysteme verhindert. Noch ein anderes Hinderniß für
die Entwickelung des Erdtheils ist es, daß im Herzen des¬
selben eine große Fläche, die Sahara, sich findet, welche nicht
nur alles Anbaues unfähig ist, sondern welche auch mehr
als irgend ein anderes Hinderniß den Verkehr zwischen dem
Norden und dem Süden des Erdtheils hemmt. Endlich hat
auch die eigenthümliche klimatische Beschaffenheit des Erd¬
theils die Ausbildung desselben in jeder Hinsicht verwehrt.
Afrika liegt nämlich seinem bei weitem größer» Theile nach
innerhalb der heißen Zone, und diese ist der Entwickelung
des Menschen nicht die günstigste. Auch wendet sich die Süd¬
seite des Erdtheils von allein Continent der alten und neuen
Welt ab, starrt dagegen nach den Einöden des Südpols
hinaus, und ist somit denjenigen Theilen der Erde, von
woher Kultur kommen könnte, weniger aufgeschlossen, als
irgend eine andere Stelle des ganzen Erdballs. Aus allen
diesen Erscheinungen zusammengenommen wird es erklärlich,
wie Afrika, in Beziehung auf Entwickelung im weitesten Sinne
des Worts, so weit hinter den übrigen Erdtheilen zurück¬
bleiben konnte und mußte.
§. 133.
Geschichte.
Im Alterthum war nur der am Mittelländischen
Meere liegende Theil Afrika's bekannt, und besonders sind
es zwei Staaten, deren Geschichte bereits in ältester Zeit
hervortritt, Aegypten und Karthago. Jenes, das sich
auszeichnete durch seine große Fruchtbarkeit, so wie durch die
in mancher Hinsicht merkwürdige Bildung seiner Bewohner,
wird uns zuerst dadurch bekannt, daß Jacob mit seiner
Familie hier Aufnahme findet, und daß diese Familie hier
zu einem Volke erwächst, welches Moses aus der Knechtschaft,
in welche es hier gerathen war, heraus und nach Kanaan
führt. Länger als ein Jahrtausend erhielt sich dieses Aegyp-
tische Reich in seiner Eigenthümlichkeit; allein im 6ten Jahr¬
hundert vor Christo ward es zur Zeit seiner schönsten Blüthe