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sollen wir die Barbaren zurücktreiben? Durch ihre Kundschafter, die sie
vorausgeschickt haben, haben sie schon ersahren von dem öffentlichen Zwiste
und dem unbefestigten Zustande des Reiches. Mit Gottes Hülse aber
werde ich alle Kräfte und allen Fleiß anwenden, sowohl meine inneren
als auch die äußern Feinde zu verdrängen. Ich habe darum auch schon
meinen Sohn Konrad und die übrigen Fürsten meines Reiches ausgesandt,
damit sie dem Eindringen der Barbaren begegnen. So beschwöre ich
auch Ew. Majestät bei dem Stifter unseres christlichen Glaubens, dem
Herrn Iesum Christum, in der gegenwärtigen Roth rasch die Waffen zu
ergreifen, damit wir die Feinde gemeinschaftlich von Deutschland, dem
Thore des Westens abhalten."
Da nämlich der Kaiser selber genöthigt war, den Kampf gegen den Papst fort-
zusetzen, der alle Reiche der Christenheit unterthänig zu machen suchte, und namentlich
durch Aufgreifung der Prälaten auf der Reise das Concil zu vereiteln suchte, so hatte
er zur Abwehr der Mongolengefahr seinen Sohn Konrad und die übrigen Reichsfürsten
nach Deutschland gesandt. Aber noch ehe der König Konrad ihnen zu Hülfe kommen
konnte, wurden die mit den Polen verbündeten Deutschen am 9. April 1241 von den
Mongolen, welche unerwartet in Schlesien eingebrochen waren und Breslau überfallen
32*1. hatten, bei Liegnitz besiegt, und Herzog Heinrich der Fromme von Niederschlesien
war in der mörderischen Schlacht gefallen. Aber auch die Mongolen wagten wegen des
tapferen Widerstandes, den sie gesunden hatten, nicht, weiter nach Westen vorzudringen,
und zogen sich, um sich mit ihrer Hauptmacht in Ungarn zu verbinden, durch Mähren
zurück. Noch in demselben Jahre wurden sie von Herzog Friedrich dem Streitbaren,
der durch die Gnade des Kaisers sein Herzogthum Oesterreich wieder erhalten hatte,
wie von König Konrad und seinem ihm zu Hülfe gesandten Bruder Enzio in der
Donaugegend besiegt und nach Ungarn getrieben.
1241 starb auch in der vom Kaiser belagerten Stadt Rom Papst Gregor IX.
Die Papstwahl zog sich unter dem Streite der Parteien lange hin, und als endlich ein
Anhänger des Kaisers, Coelestin IV., erwählt war, starb dieser nach wenigen Wochen.
Der päpstliche Stuhl blieb nun fast Jahr unbesetzt, so daß der König von Frank-
reich schon daran dachte, einen Papst diesseit der Alpen aufzustellen. Endlich wurde
1243 der Cardinal Sinibald Fiesco unter dem Namen Jnnocenz IV. zum
Papste gewählt. Man wünschte Friedrich nach der Wahl Glück, weil der Papst bisher
aus Seiten des Kaisers gestanden hatte, aber er sagte: „Kein Papst kann ein
Ghibelline sein".
In der That nahm der Streit zwischen Papstthum und Kaiserthum auch bald
wieder feinen Anfang; denn der Papst wich den Unterhandlungen aus und ging nach Lyon.
Dorthin berief er 1245 eine allgemeine Kirchenversammlung, welche die Gefahren, welche
den Christen im heiligen Lande, von den Tartaren, „wie von andern Verächtern des
Glaubens" droheten, berathen sollte. Als Sachwalter des Kaisers erschien Thaddaeus
von Suessa, der denselben vertheidigte; aber der Papst sprach ohne Schonung vor
dem versammelten Concile den Bannfluch über den Kaiser als einen Ketzer und mehr-
fach Meineidigen mit dem Zusätze: „Niemand solle ihm ferner als Kaiser oder Könige
gehorchen; diejenigen, denen die Kaiserwahl zustehe, möchten frei einen andern an feiner