378
Das Zeitalter der Reformation.
mit erneuerter Stärke ausbrach, zog ihn von den deutschen Angelegenheiten
ab. Während nun die kaiserb. Truppen die von den Franzosen besetzte
und von dem Herzog von Guise tapfer vertheidigte Stadt Metz vergebens
belagerten, Moritz mit Ferdinand gegen die Osmanen in Ungarn kämpfte
und eine franz.-tnrkische Flotte Neapel bedrohte, führte Markgraf Albrecht
von Brandenburg, der dem Passaner Vertrag beigetreten war, einen
Raubkrieg wider die Bischöfe von Bamberg und Würz bürg und
suchte sich für seine Kriegskosten durch die Plünderung und Brandschatzung
von Klöstern und Stiftern zu entschädigen. Da der Kaiser seinem wilden
Treiben ruhig zusah und ihn schonte, um sich seiner gegen die Franzosen
und bei Gelegenheit auch gegen die deutschen Fürsten zu bedienen, so ver¬
band sich Mioritz mit Ferdinand, Heinrich von Braunschweig (der nach
der Schlacht von Mühlberg wieder Land und Freiheit erlangt hatte (8- 4M)
und den von dem Markgrafen befehdeten geistl. Fürsten zur Erhaltung des
Landfriedens und erneuerte heimlich seinen Bund mit Frankreich. Um die
Vereinigung der feindlichen Strcitkräfte zu hindern, zog nun Albrecht, ein
kühner, unternehmender Kriegsmann, wider Heinrich von Braunschweig
und seichte Niedersachsen mit rohem Raub- und Fehdewesen heim. Da
1553. rückte ihin Moritz entgegen. Bei Si c v ers h an se n kam cs zur blutigen
Schlacht. Der rasche Moritz siegte, aber im wilden Reitergctümmel em¬
pfing er eine Schußwunde, an der er zwei Tage nachher, in der Blüthe
männlicher Kraft, verschied. Er war ein Mann von seltenen Eigenschaften.
,,So bedächtig und gehcimnißvoll, so unternehmend und thatkräftig, mit
so vorschauendem Blick in die Zukllnft und bei der Ausführung so voll¬
kommen bei der Sache." Sein Tod gab dem Markgrafen neue Hoffnung.
Er erneuerte nach einiger Zeit seinen Angriff ans Braunschweig; aber zum
zweitenmal besiegt und als Friedensstörer von dem Reichskammergericht
und endlich auch vom Kaiser mit der Acht belegt, mußte er seine Erb-
lartde (Bayreuth und Hof) feinen Feinden überlassen und als Flüchtling
Schutz in Frankreich sncheit. Allmählig kehrte die Ruhe in Deutschlands
Gauen zurück.
Nach zweijährigem Aufenthalt kam Albrecht wieder nach Deutschland, fand
aber ein frühes Grab auf dem Schlosse zu Pforzheim, wo ihm der Markgraf
von Baden, sein Schwager, Schutz gewährt.
L) Der Augsburger Religionsfriede und Karls V. Ausgang.
§. 464. Durch schwere Erfahrungen waren beide Confessions-
parteien zu der Ueberzeugung gekommen, daß der Friede im Reich nur
durch gegenseitige Anerkennung der Glaubensfreiheit zu sichern sei.
Diese Anerkennung zerstörte aber Karls Pläne und Entwürfe hinsicht¬
lich der Kirche und Kaisermacht für immer, kein Wunder also, daß
ihm die deutschen Angelegenheiten verleidet waren und er den Vorsitz
bei dem im Paffauer Vertrag verheißenen Reichstage seinem Bruder
überließ, um nicht die Demüthigung zu erfahren, öffentlich eingestehen