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Das Zeitalter der Reformation. 
mit erneuerter Stärke ausbrach, zog ihn von den deutschen Angelegenheiten 
ab. Während nun die kaiserb. Truppen die von den Franzosen besetzte 
und von dem Herzog von Guise tapfer vertheidigte Stadt Metz vergebens 
belagerten, Moritz mit Ferdinand gegen die Osmanen in Ungarn kämpfte 
und eine franz.-tnrkische Flotte Neapel bedrohte, führte Markgraf Albrecht 
von Brandenburg, der dem Passaner Vertrag beigetreten war, einen 
Raubkrieg wider die Bischöfe von Bamberg und Würz bürg und 
suchte sich für seine Kriegskosten durch die Plünderung und Brandschatzung 
von Klöstern und Stiftern zu entschädigen. Da der Kaiser seinem wilden 
Treiben ruhig zusah und ihn schonte, um sich seiner gegen die Franzosen 
und bei Gelegenheit auch gegen die deutschen Fürsten zu bedienen, so ver¬ 
band sich Mioritz mit Ferdinand, Heinrich von Braunschweig (der nach 
der Schlacht von Mühlberg wieder Land und Freiheit erlangt hatte (8- 4M) 
und den von dem Markgrafen befehdeten geistl. Fürsten zur Erhaltung des 
Landfriedens und erneuerte heimlich seinen Bund mit Frankreich. Um die 
Vereinigung der feindlichen Strcitkräfte zu hindern, zog nun Albrecht, ein 
kühner, unternehmender Kriegsmann, wider Heinrich von Braunschweig 
und seichte Niedersachsen mit rohem Raub- und Fehdewesen heim. Da 
1553. rückte ihin Moritz entgegen. Bei Si c v ers h an se n kam cs zur blutigen 
Schlacht. Der rasche Moritz siegte, aber im wilden Reitergctümmel em¬ 
pfing er eine Schußwunde, an der er zwei Tage nachher, in der Blüthe 
männlicher Kraft, verschied. Er war ein Mann von seltenen Eigenschaften. 
,,So bedächtig und gehcimnißvoll, so unternehmend und thatkräftig, mit 
so vorschauendem Blick in die Zukllnft und bei der Ausführung so voll¬ 
kommen bei der Sache." Sein Tod gab dem Markgrafen neue Hoffnung. 
Er erneuerte nach einiger Zeit seinen Angriff ans Braunschweig; aber zum 
zweitenmal besiegt und als Friedensstörer von dem Reichskammergericht 
und endlich auch vom Kaiser mit der Acht belegt, mußte er seine Erb- 
lartde (Bayreuth und Hof) feinen Feinden überlassen und als Flüchtling 
Schutz in Frankreich sncheit. Allmählig kehrte die Ruhe in Deutschlands 
Gauen zurück. 
Nach zweijährigem Aufenthalt kam Albrecht wieder nach Deutschland, fand 
aber ein frühes Grab auf dem Schlosse zu Pforzheim, wo ihm der Markgraf 
von Baden, sein Schwager, Schutz gewährt. 
L) Der Augsburger Religionsfriede und Karls V. Ausgang. 
§. 464. Durch schwere Erfahrungen waren beide Confessions- 
parteien zu der Ueberzeugung gekommen, daß der Friede im Reich nur 
durch gegenseitige Anerkennung der Glaubensfreiheit zu sichern sei. 
Diese Anerkennung zerstörte aber Karls Pläne und Entwürfe hinsicht¬ 
lich der Kirche und Kaisermacht für immer, kein Wunder also, daß 
ihm die deutschen Angelegenheiten verleidet waren und er den Vorsitz 
bei dem im Paffauer Vertrag verheißenen Reichstage seinem Bruder 
überließ, um nicht die Demüthigung zu erfahren, öffentlich eingestehen
	        
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