Die neuere Zeit.
Einleitung.
§ 109. Die neuere Geschichte umfaßt die Zeit vom Anfange
der großen Kirchentrennung i. I. 1517 bis auf die Gegenwart. Gegen
Ende des Mittelalters trafen mehrere Umstände zusammen, welche nicht
bloß die Stellung des Adels, der Geistlichkeit und der Städte mächtig
veränderten, sondern auch auf die gegenseitige Beziehung der Staaten
zueinander von dem wichtigsten Einflüsse waren.
A. Die Stellung der Stände wurde durch mancherlei Umgestaltungen
aus den verschiedensten Gebieten des Lebens eine wesentlich andere.
1. Das Kriegswesen erhielt durch Erfindung des Schießpulvers
einen ganz anderen Charakter.
Schon in früher Zeit war die Bereitung des Pulvers aus Kohle,
Schwefel und Salpeter den Chinesen bekannt. Die Araber in Spanien
benutzten es bereits im 13. Jahrhundert zu Feuerwerken und zur Spreu-
gung und gebrauchten in der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts Kanonen
bei der Belagerung einer Festung. In Deutschland soll der Franziskaner-
mönch Berthold Schwarz, welcher um 1330 in Freiburg lebte. das
Pulver erfunden oder es doch für den Kriegsgebrauch zweckmäßiger her-
gestellt haben. In der Schlacht bei Crecy 1346, bei den Franzosen in
der Schlacht bei Azincourt (1415), bei den Deutschen in den Husiten-
kriegen findet sich die Anwendung des schweren Geschützes. In Frankreich
wurde das Geschützwesen zuerst unter Ludwig XL, in Deutschland unter
Maximilian I. weiter ausgebildet. Schon vor der Einführung der neuen
Schußwaffen schuf der französische König Karl VII. aus Beisteuern ber
Stände das erste stehende Heer, bie Reiterei ber Gens d'armes. Bald
folgten andere Herrscher seinem Beispiele. Eine eigentümliche Form nahm
das Söldnerwesen unter der Hand der Condottieri an, welche wie Franz
Sforza in Mailand eine Anzahl Soldaten anwarben (condotti), die sie
aus ben Erträgen bes Krieges selbst unterhielten.
Die Einführung ftehenber Heere hatte eine bebeutenbe Hebung ber
königlichen Macht zur Folge, zumal ba meistens gleichzeitig eine regel-
mäßige Besteuerung eingeführt würbe. Der Abel, welcher bisher im